Ravenclaw Rabenpost Ausgabe
33

Dem Grauen auf der Spur

Die pinguinischen Ravenclawschüler wurden im St.Mungo-Hospital/Abtg. Ansteckende magische Krankheiten unter Leitung von Lawrence Picking untersucht. Die Rabenpost sprach im Anschluß einer Pressekonferenz im St. Mungo mit Mr. Picking und Prof. Flitwick, dem Leiter des Ravenclaw-Hauses.


Rabenpost: Mr. Picking, die wichtigste Frage zuerst: Sind die betroffenen Schüler wohlauf?

Mr. Picking: Ja, alle Schüler haben das St. Mungo bereits in stabilem Zustand verlassen und sind an ihre Schule zurückgekehrt. Allerdings ist Mrs. Pomfrey, die Schulkrankenschwester von Hogwarts, angewiesen worden, regelmäßig nach den Schülern zu schauen, ob sich irgendwelche Rückfallanzeichen zeigen.

Rabenpost: Was genau ist mit den Schülern geschehen?

Mr. Picking: Nun, sie haben sich, je nach Grad ihrer geistigen Verwirrung, tatsächlich pinguinähnlich gefühlt bzw. haben versucht, in Gestalt und Wesen einer gewissen Enna nachzueifern.

Rabenpost: Was ihnen teilweise mehr oder minder eindrücklich gelungen ist.

Prof. Flitwick: Ja natürlich, als angehende Hexen und Zauberer besitzen die Schüler schon recht fortgeschrittene Kenntnisse in Verwandlung. Nur wird von einem Magier erwartet, daß er etwaige Metamorphosen bei klarem Verstand durchführt.

Rabenpost: Ist denn geklärt, was der Grund der Epidemie war?

Mr. Picking: Leider noch nicht ganz. Sicher ist bisher nur, daß der Auslöser die plötzliche Verschrumpfung der Schülerin Enna war. Wir wissen aber nicht, ob die anderen Ravenclaws aus Hilflosigkeit angesichts des körperlichen und geistigen Niedergangs ihrer Anführerin ihr auf unglückliche Weise nacheifern wollten oder ob die Schüler die Verwandlung Ennas in einen Winzpinguin als ein geheimes Startsignal auffassten.

Rabenpost: Ein Startsignal? Wollen Sie damit andeuten, daß ….

Mr. Picking: Die Befragungen lassen den Verdacht aufkommen, daß einige der betroffenen Schüler entweder tatsächlich einer Art Geheimbund angehörten oder aber sich in eine versponnene Idee hineingesteigert hatten.

Rabenpost: Wie kommen Sie darauf?

Mr. Picking: Ich zitiere dazu nur zwei Antworten aus den Fragebögen, die wir den erkrankten Schülern zu Beginn der Behandlung vorgelegt hatten: "Sie hat mir erklärt , was mit mir geschieht und dafür bin ich ihr unendlich dankbar. Natürlich ist sie mein großes Idol und natürlich versuche ich so zu sein wie sie, außerdem hat sie mir zu meiner endgültigen Gestalt verholfen. Ein weiterer Grund für meine tiefe Dankbarkeit ihr gegenüber."

Prof. Flitwick: *kopfschüttelnd* …. unglaublich ….

Mr. Picking: Oder dieses: "Man mag Enna als Prophetin bezeichnen, da sie die Erste von uns war und mit gutem Beispiel voranstürmt. Ihr momentanes Aussehen mag das voreingenomme Auge täuschen, doch wir Eingeweihten wissen, dass sie eine Metamorphose zu noch mehr Größe durchsteht."

Rabenpost: Prof. Flitwick, Sie als Hauslehrer Ravenclaws müssen doch aufs Höchste besorgt sein über die Veränderungen Ihrer Schüler.

Prof. Flitwick: In der Tat, so etwas ist mir in meiner Zeit als Hauslehrer noch nicht vorgekommen. Eingeweihte? Esoterische Geheimbünde? Ausgerechnet Enna, die ...

Rabenpost: Was ist eigentlich mit dieser Enna, sofern man in der Öffentlichkeit darüber berichten darf? Gilt sie als Problemschülerin?

Prof. Flitwick: *seufzt* Teils, teils… einerseits geht ein Gutteil der Saphire im Hausglas auf ihr Konto. Als typische Ravenclaw ist sie ...

Rabenpost: ...hochintelligent?

Prof. Flitwick: ...sehr fleißig und spornt oft andere Schüler zu überdurchschnittlichen Leistungen an. Anderseits ist Enna aber auch für etliche Rollen Pergament in den Schul- und Hausakten verantwortlich.

Rabenpost: Sie meinen, sie übt schlechten Einfluß auf ihre Mitschüler aus? Immerhin scheint diese Enna sehr beliebt zu sein. Was genau gibt es denn zu beklagen?

Prof. Flitwick: Nun ja, sie gefällt sich sehr in der Rolle als große Autorin und hat in Ravenclaw einen richtigen kleinen Lesezirkel aus Bewunderern und Nachahmern um sich geschart.

Mr. Picking: Aber das ist doch etwas Schönes. Daß Jugendliche heutzutage noch freiwillig die Feder in die Hand nehmen und Geschichten erfinden...

Prof. Flitwick: ...wäre durchaus begrüßenswert, wenn auch der Inhalt der Geschichten jugendgerecht wäre.

Rabenpost: Ach, und das ist bei den Ennas Geschichten nicht der Fall? Was schreibt sie denn so?

Prof. Flitwick: Zum Beispiel erfindet sie verwirrende Kurzgeschichten, sogenannte Drabbles, deren Sinn die Mitschüler erraten müssen.

Mr. Picking: Aber ich bitte Sie, Professor, Ravenclaws müssen ja schon Rätsel lösen, wenn sie nur den Rabenturm betreten wollen.

Prof. Flitwick: Schon, aber der Türklopfer unseres Turmeingangs erfragt seriöse Rätsel appollinischer oder sphinxischer Natur, die den Verstand schulen. Aber diese..., diese enna'schen Drabbles, gehen doch meist mehr in eine, nun ja, gewissermaßen delikate Richtung, die die Schüler nur zu leicht von ihren ernsthaften und nützlichen Studien ablenkt. Und dann, so heißt es, schreibe Enna gerade an einem Schülerroman, wobei sie angeblich von ihren Anhängern von Kapitel zu Kapitel mehr dazu angestachelt wird, die Handlung mit Szenen anzureichern, die nach Meinung von uns Lehrern nicht unbedingt Bestandteil eines lehrreichen und sittlich erhebenden Jugendromans sein sollten. Außerdem treibt Enna sich besonders viel in diesem sogenannten Chat herum.

Mr. Picking: Ach, das ist ja interessant, Herr Professor. Dieses Chat oder wie das heißt wurde in den Befragungen von den Schülern gleich mehrfach erwähnt. Um was handelt es sich da genau? Sehen Sie da einen Zusammenhang mit den Metamorphosen?

Prof. Flitwick: Das würde ich nicht direkt sagen, auszuschließen ist es aber auch nicht.

Rabenpost: Also was ist denn nun eigentlich dieser ominöse Chat? Unsere Leser würde das sicher auch interessieren.

Prof. Flitwick: Der Chat? Grob gesagt, ist das ein Raum im Keller des Rabenturms, zu dem nur Jugendliche Zutritt haben, eine abgetrennte Welt, wo sie unter sich sein können. Viele der Ravenclaw-Schüler treffen sich dort gerne nach dem Unterricht oder abends. Keine Ahnung, was genau sie da treiben oder aushecken…

Mr. Picking: Man sollte meinen, daß Sie als Hauslehrer ….

Prof. Flitwick: Oh, das ist nicht das Problem. Natürlich können auch wir Erwachsene diesen Raum betreten. Nur, dort gelten andere, uns unbekannte Gesetze. Die Vernunft ist außer Kraft gesetzt, man verständigt sich in einer unverständlichen Sprache, einem sonderbaren Gemisch aus Abkürzungen und Symbolen.

Rabenpost: Und Sie glauben, diese Bewegung, von der einige Schüler gesprochen haben, gibt es wirklich? Jener Chatraum mit seiner Geheimsprache sei Bestandteil eines angeblichen Geheimbundes und die verschiedenen Pinguinformen, zu denen die Schüler mutierten, Symbole einer anderen Lebenswelt?

Prof. Flitwick: Ach, wer von uns weiß schon, was in den Köpfen von Jugendlichen vor sich geht? Wissen Sie, in meiner langjährigen Praxis als Pädagoge habe ich es mit abgewöhnt, es allzu genau wissen zu wollen. Man muß den Schülern vertrauen und darauf hoffen, daß alles gutgeht.

Rabenpost: Wer hofft das nicht? Mr. Picking, Professor Flitwick, wir danken Ihnen für die Zeit, die Sie unseren Lesern widmeten und wünschen den Schülern, Lehrern und verbliebenen Pinguinen des Ravenclaw-Hauses einen erfolgreichen Abschluß des Schuljahres.

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