Starreporter Alex Strickman ein Betrüger?
- Skandal beim 'Tagespropheten' -
London. Große Aufregung herrschte am Dienstag vergangener Woche in den Redaktionsräumen des ‚Tagespropheten’.
Am frühen Vormittag erschienen Auroren des Zaubereiministeriums und verhafteten ausgerechnet Starreporter Alex Strickman.
Wie die Beamten mitteilten, lag gegen Strickman eine Anklage wegen Mißbrauchs magischer Geschöpfe vor. Mit ministerieller
Erlaubnis wurden Strickmans Büro sowie die Redaktionsräume des ‚Propheten’ durchsucht, anschließend brachten die Auroren
den TP-Reporter zum Verhör ins Ministerium.
Wie auf einer bereits am Dienstagnachmittag einberufenen Pressekonferenz im Ministerium bekannt gegeben wurde, hatte eine
gleichzeitig stattgefundene Hausdurchsuchung in Alex Strickmans Landhaus in Devonshire den Beweis erbracht, daß der bekannte
Reporter sich illegalerweise ein sogenanntes Lesfederle hielt. Das kleine Wesen wurde in bedauernswertem Zustand in einer
als Kuckucksuhr getarnten Wohnhöhle im Arbeitszimmer Strickmans gefunden und sofort in das ‚Robert-Wilson-Institut für
magische Geschöpfe’ in Oxford verbracht.
Laut einem Vertreter der Abteilung für magische Strafverfolgung zeigte sich Strickman bereits
geständig, wobei immer noch nicht klar ist, wie Strickman an dieses seltene magische Wesen gelangt war und wie lange er
es schon in seine Dienste gezwungen hatte.
Betroffen zeigte sich der bei der Pressekonferenz anwesende Chefredakteur des ‚Tagespropheten’, Harold Kline. Es sei
nicht einmal das Schlimmste, so Kline, daß er als Reporter in einer anrüchigen Angelegenheit über einen Kollegen der
eigenen Zeitung berichten müsse. Schlimmer sei viel mehr die Tatsache, daß bei den Lesern des 'Tagespropheten'
nun der Eindruck entstehen könne, Strickmans
hervorragende Reportagen im 'Tagespropheten' seien nur mit Hilfe einer Lesfeder entstanden, was schließlich nicht
nur schlechtes Licht auf den berühmten Reporter würfe, sondern letztendlich auch auf den ‚Tagespropheten’.
Alex Strickman gilt als einer der hervorragendsten Zeitungsreporter unser Zeit. Seine in unnachahmlichen Stil
geschriebenen Artikel und Essays sind vielfach international ausgezeichnet worden. Vor zwei Jahren erhielt Strickman
den berühmten Wurlitzer-Preis für seine exzellente Reportage „Die letzten Sumpfvetteln Patagoniens“.
Ob Strickman der Wurlitzer-Preis nachträglich aberkannt wird, konnte die Rabenpost bisher noch nicht in Erfahrung bringen.
Beim ‚Magischen Presserat Britanniens’ hielt man sich auf eine entsprechende Anfrage hin bedeckt. Man müsse erst die
vollständigen ministeriellen Ermittlungen abwarten, bevor man irgendwelche Entscheidungen treffen könne, sagte uns
Albert Stafford, der Stellvertretende Leiter des Presserates.
Lesfedern sind sowohl mit den Elfen als auch mit den Kobolden verwandt sind. Bei diesen etwa 25 bis 30cm großen
Geschöpfen ist der Körper zu einer Schreibfeder ausgebildet, sie haben aber Arme und Beine. Ihren volkstümlichen Namen
erhielten sie wegen ihrer Lebensform. Lesfedern leben von der geistigen Substanz von Texten. Sie studieren aufmerksam
Skripte und Textentwürfe, verdauen und verarbeiten das Gelesene und geben den Text in gereinigter und verbesserter Form
wieder, in dem sie ihn anschließend mit ihrem Federkörper mit magischer Tinte auf Pergament schreiben.
In früheren Jahrhunderten begegnete man Lesfedern in allen magischen Bibliotheken und Instituten, wo sie sich, in nutzvoller Symbiose
mit den Zauberern, als dienstbare Geister beim Schreiben von Büchern erwiesen.
Es gibt Forscher, die behaupten, die größten Werke der magischen Weltliteratur wie der
Codex Archaicus Scotus,
die
Kling-Klang-Manuskripte von Mattheis dem Jüngeren oder das
Librum obscurum von Eulalia Menapius seien überhaupt
nur durch die kommentierende Hilfe von Lesfedern entstanden.
Näheres zu dieser seltenen magischen Spezies erfahren Sie im folgenden Interview
Detritus