Ravenclaw Rabenpost Ausgabe
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In eigener Sache

Guten Tag, verehrte Leserinnen und Leser der Rabenpost.
Ja, ich sehe es schon an Ihren verdutzten Gesichtern, daß Sie sich jetzt bestimmt fragen‚ ‚was macht der denn auf der ersten Seite? Im Chefsessel? Der Aesi?'
*allgemeines Kopfschütteln*

Aber keine Sorge, Sie werden Ihre gewohnte Chefredakteurin (hoffentlich) bald wiederhaben. Nur, zur Zeit ist sie etwas unpäßlich. Nein, nein, ich bin nicht die Schwangerschaftsvertretung, das nicht. Es ist nur so, daß, wie die verantwortlichen Stellen finden, unsere Scheffe allmählich mal einen Schulabschluß vorweisen sollte und sie deswegen entsprechend im Prüfungsstreß ist. Klar, wir Redakteure unterstützen unsere Chefin dabei, wo wir können, üben mit ihr Prüfungsaufgaben in Mathematik1 , geben Nachhilfestunden in Physik2 oder verweisen vorsorglich auf nachschulische Berufbildungsalternativen3. Sie sehen, wir tun was wir können, damit es in ihrem Leben endlich mal weitergeht. Oder möchten Sie etwa, daß Eo-Lahallia für immer Chefredakteurin der ‚Rabenpost' bleibt? Sehen Sie, wir auch nicht.

Jedenfalls hat die amtierende Chefredakteurin aus Gründen temporärer Kalamitäten das Schreiben des Leitartikels dieser Ausgabe an mich weiterdelegiert und Sie und ich müssen das Beste daraus machen. Betrachten Sie es einfach als Chance, als eine Prüfung, wie sie das Leben nun mal von Zeit zu Zeit an uns stellt.

Gemäß dem "Leitfaden der Allgemeinen Leitartikelverfassung" müßte ich jetzt was Gewichtiges zur aktuellen Lage der Nation, der möglichen Gefahr eines Wiedererstarkens des rot-grünen Lagers oder zum überraschenden Outing von Florian Silbereisen als Tokio-Hotel-Groupie schreiben. Aber ersteres ist langweilig, letzteres zu persönlich und auch dieses Jahr wird der Hauspokal wieder blau eingefärbt sein.

Bleibt mir daher nur übrig, ein Wort zur neuen ‚Rabenpost' zu sagen. Ich weiß nicht, ob es dem ein oder anderen von Ihnen schon aufgefallen ist, aber unsere Zeitung hat ein neues Design.
"From frame to box" hieß das Motto der redaktionsinternen Ausschreibung für den HTML-technischen Designerwettbewerb. Nun ja, die meisten Redakteure nahmen das Thema wörtlich und reichten Entwürfe ein, die dermaßen aus dem Rahmen fielen, daß sie gleich in die wastepaperbox wanderten. Aber immerhin ein Entwurf schaffte es in die Bewertungsrunde, ein Werk, das in seiner strukturellen Schlichtheit bewußt der Rabenpostredaktion angepaßt war, durch seine ursprünglich avangardistische Farbgebung allerdings heftige Diskussionen zwischen den Traditionalisten (Pergament bitte, wir hatten immer einen Pergamenthintergrund), den Romantikern (malve wäre doch mal schön), den kritischen Intellektuellen vom Feuilleton (Lila? für mich ist das kein lila, sondern eher ein getupftes Malve mit einem Hauch Parma-Rosa, das wunderschön durch das im Hintergrund changierende pudrige Lavendel modeliert wird.) bis hin zu den Futuristen (dafür hattest du das #9CAABD genommen, oder? könntest du mal #7A99CE stattdessen versuchen? das dürfte es etwas farbiger bzw blauer machen.) zur Folge hatte.

Tja, das, was Sie jetzt vor sich am Bildschirm haben, ist leider nur noch eine Karikatur des einstmals in seiner farblichen Kühnheit und wilden Progressivität genialen Entwurfs. Stattdessen sehen Sie als Ergebnis der Diskussion über redaktionelle Farbgebungen und resultierendem geschmacklichen Kompromiß die neue ‚Rabenpost'-Ausgabe in den Modefarben der Saison. Aber zum Glück sind Moden ja vergänglich und daher lassen Sie mich als Schlußwort und zu unser aller Trost eine große und von mir sehr bewunderte Philosophin4 zitieren "In unserem jetzigen Zustand erleben wir zwar Unzufriedenheit, aber wir sind in der Lage von etwas Besserem zu träumen und nach Verbesserung zu streben."

In diesem nicht nur journalistisch wahren Sinne wünsche ich Ihnen nun viel Spaß bei der Lektüre der ‚Rabenpost'

Ihr Aesculap




1) wenn mein Vater sein Bembel 1,2 Liter faßt, wie oft muß ich damit zur Regentonne laufen, wenn in mein Aquarium 120 l hineinpassen und ich unterwegs jedesmal 1 Sechstel der Bembelinhaltsmenge selber trinke?

2) zunächst nur praktische Übungen und experimentelle Versuchsreihen in vivo zum Masseträgheitsmoment auf der Basis gewohnter chefredaktioneller Tätigkeiten mit den Redaktionsmitgliedern (aufwecken, verbal in den Hintern treten usw). Ein Nachhilfeversuch in Theoretischer Physik (Thema: Hall-Effekt bei Emission dialektischer Dissonanzen) scheiterte daran, daß die Scheffe die Aufgabenstellung nicht verstand.

3) z.B. auf den Erwerb eines staatlich anerkannten Diplomabschlusses in Wasauchimmer an der neugegründeten McDonald's-University in England

4) ok, es ist unsere Chefredakteurin, aber was schreibt man nicht alles für eine kleine Gehaltserhöhung