Ravenclaw Rabenpost Ausgabe
32

Gemeinschaftsraum

Tierquälerei in Ravenclaw?

Bereits seit Tagen lastete brütende Hitze auf dem Land. Ende Mai Nächte wie im August. Waren es die ungewohnten Temperaturen? Oder lag es am Prüfungsstreß? Schon seit Monaten waren angeblich Anzeichen geistiger und nervlicher Zerüttung bei ihr beobachtet worden. Was auch immer die Gründe waren, an jenem Mittwochnachmittag kam es im Ravenclaw-Gemeinschaftsraum zum Eklat.

hier ist es einfach nur ätzend schwül... hab versucht draußen in der Sonne zu lernen, aber man hat das Gefühl kaum Luft zu kriegen *keuch*

röchelte Schülerin Eo-Lahallia, schleuderte ihr Lehrbuch zu Boden und begann, wild fuchtelnd und grummelnd durch den Gemeinschaftsraum zu tigern. Schließlich, so wurde von Mitschülern berichtet, hielt sie inne und sagte laut

Dummerweise muss ich heute noch den Gaul quälen und heute abend ist es vermutlich höchstens noch schwüler, also werd ich wohl mal bald gehen. das arme Viech tut mir mehr leid, als ich mir

worauf sie türeschlagend aus dem Gemeinschaftsraum hastete. Unter den anwesenden Schülern war das Entsetzen groß. Was für eine abartige Abendbeschäftigung! Ausgerechnet Eo-Lahallia, der man doch sonst ein gutes und sanftmütiges Wesen nachsagt.
(RP-Redakteure wissen es natürlich wie immer besser).

Zwei Erstklässlerinnen liefen weinend zu einer anwesenden Vertrauensschülerin, während ältere Schüler versuchten, irgendeinen Sinn in Eo-Lahallias Worten zu erkennen. Hatten Hitze und Prüfungsaufgaben bisher unbekannte Abgründe in Hallias Seele offengelegt? Mitschülerinnen steckten die Köpfe zusammen und tuschelten. Hatte sie es vielleicht nur metaphorisch gemeint? Sicher, Eo-Lahallia neigt schon zu etwas üppigeren Formen, aber immer noch halbwegs im Rahmen dessen, was man einem Pferderücken gemeinhin zumuten kann.
Jedenfalls konnte sich niemand einen Reim auf die Szene machen und man hoffte, daß sich alles aufklären würde. Doch weit gefehlt. Abends kurz vor neun kam stürmte Eo-Lahallia urplötzlich in den Gemeinschaftsraum und verkündete triumphierend

Warens beim letzten Mal beim Pferd keine, so hab ich heute mindestens zehn Bremsen erschlagen, wovon ich eine beim Blutverzehr auf meinem Handrücken erwischt hab und jetzt ist das ganz schön angeschwollen Morgen früh fahr ich gleich um 8 Uhr morgens, da ist es kühler und die Viecher pennen hoffentlich auch noch.

und war auch schon wieder verschwunden. Wer bisher noch nicht (es waren ohnehin nur wenige) an Eo-Lahallias Verstand gezweifelt hatte, mußte spätestens jetzt jenen Schülern Recht geben, die schon zu mittag eine Eule nach St. Mungos hatten losschicken wollen.

Einem der Ravenclawschüler kam zum Glück die Idee, die Meister der Recherche zu informieren und bald schon war ein Reporter der Rabenpost dem Grauen auf der Spur, um eine möglicherweise furchtbare Doppelexistenz aufzudecken. Allein, die heiße Story um eine blutrünstige Pferdeschlächterin löste sich bald in harmloses Wohlgefallen auf, was die Freizeitgestaltung Eo-Lahallias allerdings in etwas merkwürdigem Licht erscheinen läßt. Wie die Nachforschungen der Rabenpost beim Reit- und Fahrverein Gießen ergab, ist Eo-Lahallia schon seit Jahren Mitglied im Bremsen-Jagdclub Obergirgl 1884 e.V.

Bei dieser seltenen wie unter Tierschützern umstrittenen Sportart, so erfuhr der erstaunte Reporter der RP, gehen die Jäger mit Pferden auf die Pirsch, indem sie, statt wie ein ehrbarer Reiter mit einer Reitgerte ausgestattet, sich mit einer speziellen Bremsenklatsche bewaffnet im Pferdestall auf ein Pferd setzen und abwarten.
Erfahrene Bremsenjäger können mitunter, je nach Treffsicherheit, sommerlichen Temperaturen und räumlicher Nähe des Jagdstalles zu den Misthaufen, so in der Stunde auf gut und gerne 35 bis 50 Beutetiere kommen, wobei der Rekord zur Zeit bei 187 Bremsen liegt, erzielt von Steppi Großhauser auf „Madeleine“ bei der letztjährigen Bremsenjagdmeisterschaft in Neu-Pöseldorf.

Auf die Nachfrage der Rabenpost, warum denn der Reitverein Gießen seine Tiere Liebhabern dieser nicht gerade pferdegerechten Sportart überhaupt zur Verfügung stelle, kamen die befragten Vereinsfunktionäre dann etwas ins Schwimmen. Es sei, wenn auch allgemein nicht bekannt, so doch durchaus üblich, daß Reit- und Bremsenjagdvereine miteinander kooperierten, denn schließlich stünden die Pferde ja sowieso oft nur im Stall herum, und die Kosten für Futter und Unterhalt seien in den letzten Jahren exorbitant gestiegen, außerdem fördere es die Stallhygiene und die Bremsenjagd sei doch letztlich harmlos und diene Pferd wie Mensch und was der Reporter hier überhaupt herumzuschnüffeln habe.

Als zu diesem Zeitpunkt dann auch noch zwei klatschenbewaffnete Bremsenjäger im Vereinslokal des Reitvereins Gießen auftauchten und sogleich von einem Funktionär auf den Reporter aufmerksam gemacht wurden, fand die Rabenpost, genug für die Aufklärung der Bevölkerung über die Freizeitaktivitäten ihrer Mitbürger getan zu haben und verabschiedete sich umgehend aus der Lokalität.

Sollte in Zukunft, und das gilt jetzt natürlich nur für Mitarbeiter einer wohlbekannten Zeitung, mal wieder die Behauptung die Runde machen, die Scheffe habe ordentlich was an der Klatsche, kann das durchaus anerkennend gemeint sein. In diesem Sinne – Waidmanns Heil.

Aesculap