Ein Redaktionsmärchen Teil 1



Trotz der Überschrift, die auf ein paar fantasievolle Ausschweifungen hinweist, möchte ich klarstellen, dass die hier widergegebenen Aussagen der Wahrheit entsprechen und höchstens so verändert wurden, dass der Leser sie auch verstehen kann. Für einige mag das Ganze aber so ungewöhnlich klingen, wie aus einem fernen Land, dass der Titel vielleicht doch gerechtfertigt ist. Seht selbst. Beginnen wir mit einer Frage.
Habt ihr euch eigentlich schon einmal gefragt, wie Redakteure arbeiten?
Nein? – Tsts, dabei sollte man die Träger dieses aufwändigen Amtes wirklich bewundern und ihre Arbeit entsprechend würdigen. Ja, ihr lest richtig: die Arbeit! Und da wollt ihr erzählen, ihr hättet euch nie gefragt, wie so was abläuft...
Ach, jetzt auf einmal doch? – Na gut, dann werd ich euch ein Geheimnis verraten. Wirklich „bewusst“ arbeiten Redakteure ziemlich selten. Glaubt ihr nicht? Nun, das liegt schlichtweg daran, dass sie irgendwie in der Kinderzeit stecken geblieben sind und da ist für einen fast nichts Arbeit und die Redaktion ist selbstverständlich Spielplatz. Etwas schöneres gibt es nicht...
Na gut, ich gebe zu, das war jetzt wirklich ein Märchen. Mitunter gibt das auch eine ganze Menge Chaos. Wie viele mitbekommen haben, stand ja kürzlich der Umzug in das neue Forum an. Ich sag euch eines, liebe Leute: eine Redaktion umziehen zu lassen ist Arbeit, einen Kindergarten umziehen zu lassen... nein, da wollen wir gar nicht von sprechen. Die stellen Forderungen, das ist unvorstellbar. Da bekommen sie schon eine neue Redaktion und was wollen sie? – Mehr.

Cory: „Wann ist eigentlich die Redaktion übersiedelt? Wir übersiedeln doch? Krieg ich dann nen Schreibtisch am Fenster? Und nen kleinen Igelkugelstifthalter?“

Aesi: „Nein.“

Cory: „Warum, hab ich was verpasst?“

Hallia: „Weil Redakteure viel zu träge werden, wenn man ihnen einen Arbeitsplatz am Fenster und Schreibtisch mit Igelkugelstifthalter (was ist das eigentlich? ^^) einräumt.“

Cory: „Ein Stifthalter, der aussieht wie ein Igel, der zusammengerollt ist. Aber ich krieg doch Inspirationen wenn ich die Wolkenschäfchen zähle...“

Aesi: „Igelstiftkugelhalter... päh, immer diese Kantinengerüchte. Soviel ich weiß, hat die Geschäftsleitung einen Satz Nadelsitzkissen bestellt, du scheinst da irgendwas verwechselt zu haben.“

Cory: „Nur noch Bruchbude da... Ich, ähhm, ich weiß doch gar nicht wo das neue Büro ist.“

Aesi: „Sobald alles verschoben worden ist, gibt’s den Startschuss.“

Cory: „Aber ich wollt euch doch überraschen und die Wände in knallrosa mit hellrosa Herzchen streichen.“

Aesi: „Hömma, Mäusken, die neue Redaktion ist in geistesklarem Weiß und intellektuellem Blau gehalten. Das bleibt auch so. Keine Herzchen, keine Hamsterkäfige, keine rosafarbenen Gummiblumen und keine Diddlmaus-Abziehbildchen.“

Molly: „Generationskonflikte?“

Cory: „Generationskonflikt würd ich nicht sagen, nur Aesi ist halt arg alt in seinen Ansichten manchmal, stimmts Opi? Na, dann streich ich eben später *hmpf* “

Hallia: „Ich würds eher zwei Extreme nennen und ich steh irgendwie unpraktisch dazwischen ^^ absolut gegen Rosa, aber Hamsterkäfig und nen paar Blümschen wären doch schick.“

Man sieht, so einfach ist das mit der Einrichtung nicht. Aber wenn man schon einiges über die Neueinrichtung diskutieren, dann geht das beim Abschied mindestens noch mal so bunt los. Denkt da ernsthaft noch einer an Arbeit? Pah, die neue Ausgabe schreibt sich doch von selbst bei Profis. Und Profis dürfen auch mal etwas extravagant und sentimental sein, oder?

Cory: „ *heul schluchz* Ich verabschiede mich nochmals lange von jedem einzelnen Fleck an der Wand.“

Aesi: „Ja, tu das, Cory, die meisten Flecken sind ja auch von dir.“

Cory: „Boah bist du fies. Wer hart denn vorgestern den Kaffee nach mir geschmissen, du warst das. Und jetzt so was sagen.“

Aesi: „Das war nicht der Kaffee, das war der Putzeimer.“

Cory: „Aesi-Opi du trinkst Putzwasser? Ich hatte doch gesehen, wie du kurz davor daraus getrunken hast... *nochmals heul und schluchz* Ich mach noch Fotos von den Flecken.“

Aesi: „Pass aber auf, dass die Photos nicht fleckig werden.“

Halleluja, die Redaktion wurde abgeschlossen. Das Zentrum kreativer Ergüsse und nicht minder kreativer Chaosstürme – ich nenn es mal wieder Kindergarten, das ist einfach kürzer – versank in den ewigen Jagdgründen und wartet auf ihre Wiedererweckung im gelobten Land des neuen Raventurms, wo die schnellen Rabenredakteure bald landen und sich sofort der Schaffung einer neuen Welt – ähm, Ausgabe widmen werden. Amen.
Oder vielleicht doch nicht?

Cory: „Meinen Igelkugelbrunnen mitten in den Raum stelle, leise Musik aufdrehe und hoffe, den anderen gefällt es.“

Hallia: „Auf einmal isses ein Igelkugelbrunnen? Beim letzten Mal wars ein Stifthalter. Irgendwie wirds immer größer...“

Cory: „Na, den Stifthalter wollt ich haben. Nachdem ihr nein gesagt habt, bin ich selber einkaufen gegangen und hab den Brunnen gesehen.“

Versteht jetzt einer, warum die Redakteure etwas Zeit brauchen? Sie müssen ständig arbeiten. Selbst, wenn sie es eigentlich gerade nicht tun. In dieser Zeit lassen sie sich inspirieren. Und diese Zeit war vor allem Inspiration für dieses sehr wahre Märchen. Also war es Arbeit. Und da soll noch mal einer behaupten wir Redakteure würden uns nur einen vergnüglichen Tag machen! Vielleicht ist es kein bewusstes Arbeiten, nicht wie ihr das wahrscheinlich beschreiben würdet, aber es ist anspruchsvoll, Horizont erweiternd, (zurück-)bildend und besonders auf der kommunikativen Ebene sehr prägend.
Bei Übertreibungen und verwirrenden Nebenbemerkungen zerreißen sie die Packungsbeilage und fressen sie nicht ihren Redakteur oder ihre Redakteurin.



Redakteure reagieren ermutigend auf den Artikel ihrer Chefredakteurin:
Aesi: „Einfach ist es nicht, mit einem Kindergarten umzuziehen, aber was erwartest du bei dem Gehalt?"
Cory: „Aesi, hörst du nicht das schöne Plätschern unseres Igelkugelbrunnens? *eintraum*"
=> Na, da kann die Zeit in der neuen Redaktion ja nur kreativ und ergiebig werden

Eo-Lahallia