Muggelgeld


Im Gegensatz zur magischen Welt ist Geld ist bei den Muggeln unglaublich wichtig. Das kommt daher, weil sie zauberstablos durchs Leben kommen müssen und deshalb versuchen, sich mit Geld das Leben zu erleichtern. Bei den Muggeln heißt es, ‚Geld regiert die Welt’. Das Geld ist sozusagen die Muggelmagie, der stärkste Zauber, den es bei ihnen gibt und alle möchten möglichst viel von dieser Magie besitzen.

Leider ist vieles aus der Welt des Muggelgeldes noch unerforscht und weitgehend unbekannt, weswegen Zauberer, die das Pech haben, aus dienstlichen oder anderen Gründen in der Muggelwelt mit Muggelgeld zurechtkommen zu müssen, oft völlig hilflos sind und heimlich Eulen oder Patroni losschicken, damit man ihnen aus der Patsche hilft.

Zunächst sollten Sie wissen, daß Muggel andere Geldformen benutzen als Zauberer. Wir haben ja ein solides Geldwertsystem aus goldenen Galleonen, silbernen Sickel und bronzenen Knuts. Jeder versteht es, jedes Kind kann damit rechnen: 29 Knuts ergeben einen Sickel, und 17 Sickel eine Galleone bzw. 493 Knuts eine Galleone.
Die Muggel dagegen berechnen ihr Geld in ihrem merkwürdigen Dezimalsystem, wo die Null, die ja gar nichts wert ist, alles um so wertvoller und teurer macht, je mehr Nullen hintendran hängen. Die Münzen sind sozusagen die Knuts der Muggel. Münzen haben meist keine Nullen darauf und werden daher wenig geschätzt. Deshalb trennen sich die Muggel gerne von ihren Münzen und verschenken sie an kleine Kinder, die sich noch über alles freuen, oder da, wo Protest wegen des geringen Wertes nicht zu befürchten ist, z.B. bei bettelnden Muggeln oder in der Kirche.

Beliebter und begehrter sind Geldscheine aus Papier. Ja, Sie lesen richtig! Muggelgeld gibt es auch in Form bunter Papierzettel. Hier ist nun genügend Platz für Nullen und es gibt in Europa Papierscheine mit zwei oder drei Nullen, bei den japanischen Muggeln bis zu vier Nullen. Die türkischen Muggel haben sogar Geldzettel mit sieben Nullen. Aber die sind nicht viel wert, weshalb man dort lieber die wenignulligen Zettel der Europäer sieht.
Irgendwie merkwürdig, daß die Scheine mit den großen Zahlen mehr wert sind als die kurzzahligen, die mit den ganz langen Zahlen hingegen wieder an Wert abnehmen. Muggelforscher bringen dieses Phänomen mit der sogenannten Inflation in Zusammenhang, die, vom lateinischen ‚flatus’ abgeleitet, die Bemühungen der Muggelpolitiker beschreibt, in Notzeiten durch Anhängen immer weiterer Nullen die Währung so aufzublähen, bis sie, substanzlos geworden, nur noch ein laues Lüftchen wert ist.

Doch zurück zu den Geldscheinen. Die sind wirklich interessant. Außer der Zahl, die den Wert des Zettels angibt, finden Sie darauf berühmte Persönlichkeiten oder Sehenswürdigkeiten der Muggelwelt. Dann gibt es so ein glänzendes Abzeichen. Wenn man den Schein hin- und herdreht, bewegt sich darin eine Figur und springt aus dem Abzeichen hinaus und wieder hinein, ähnlich wie bei unseren Bildern. Warum die Figur das macht, weiß man nicht.
Auch ein dunkler Streifen, der sich wie eine Blattader schnurgerade durch das Papier zieht, gibt noch Rätsel auf. Vielleicht haben die Muggel ihr Geld früher auf Blätter gedruckt und man hat aus Tradition oder Ehrfurcht dieses Relikt beibehalten.
Das merkwürdigste aber sieht man dem Muggelgeld gar nicht an, denn es befindet sich innendrin. Dieses Etwas nennen die Muggel das ‚Wasserzeichen’. Noch eine der vielen Unverständlichkeiten des Muggelgeldes. Denn um das Wasserzeichen zu sehen, darf man den Papierschein nicht etwa unter Wasser halten, sondern streckt ihn über sich in die trockene Luft. Nun sieht man im Gegenlicht in dem Geldzettel eine geisterhafte Gestalt, meist die eines Menschen. Warum sich in dem Papiergeld ein Geisterwesen befindet, weiß man nicht. Vielleicht halten die Muggel das Geld für beseelt.

Neben Münzen und Papierzetteln kennen die Muggel eine dritte finanzielle Darreichungsform: das elektrische Geld. Das ist nun wirklich die Welt des ganz großen Geldes, denn die Zahlen, um die es da geht, sind so groß, daß die Muggel sie nicht mehr auf ihren Papierzetteln unterbringen können.
Elektrisches Geld kann man nicht sehen. Daher ist nicht bekannt, ob oder welche wichtigen Muggelpersönlichkeiten darauf abgebildet sind oder ob sich ein Wasserzeichengeist darin befindet. Damit die Muggel elektrisches Geld aufbewahren und transportieren können, haben sie besondere Geldtaschen dafür entwickelt. Das sind kleine Kärtchen aus Kunststoff, die sie bequem samt ihren Geldzetteln in der Geldbörse tragen können. Wie das unsichtbare Geld in die Kärtchen hinein und wieder hinauskommt, ist uns noch unklar.

Weil es bei den Muggeln kompliziert sein muß, gibt es natürlich gleich zwei Kartensorten für elektrisches Geld. Die einfachen Muggel benutzen eine sogenannte Girokarte. Das moderne Geldwesen der Muggel wurde ja bekanntlich in Italien entwickelt. Deswegen benannten die Muggel die Girokarte wahrscheinlich nach dem Giro d’Italia, wohl um anzuzeigen, daß der einfache Muggel sich schwer abstrampeln muß, um seine Geldkarte mit elektrischem Geld auffüllen zu können. Vornehmere und reichere Muggel hingegen verfügen über eine sogenannte Kreditkarte. Sie heißt deshalb so, weil man sich, wenn man nicht aufpaßt, mit ihr hoffnungslos verschulden kann und dann Kredite aufnehmen muß.

Mit beiden Geldkärtchen kann man in den meisten Muggelgeschäften zahlen und es gilt als Zeichen von Modernität und Weltgewandtheit, wenn man seine Rechnung nicht mit Papiergeld bezahlt, sondern sein Kärtchen hinhält. Noch wichtiger sind diese Geldkarten in der Welt der Muggelbanken, über die wir in der nächsten Ausgabe berichten.

Aesculap