Jugendlicher Idealismus oder Erfahrung des Alters
- Diskussion um die Initiative von Archibald Wittle

Das Zaubereiministerium kündigte gestern an, dass die Möglichkeit zur Einrichtung eines Jugendausschusses bestehe. In den letzten Wochen waren Spekulationen dazu vielfach durch die Presse gegangen und viele Beamte hatten ihre Meinung dazu kund getan. Ursache für diese Diskussion waren die Äußerungen von Archibald Wittle, Leiter der Abteilung für internationale magische Zusammenarbeit. Bei der letzten Sitzung der führenden Kräfte aller Abteilungen sprach dieser sich für eine Neuerung im Gesetzgebungsprozess des Ministeriums aus. Das Problem, betonte er, liege darin, dass das politische Interesse der Zaubererjugend zunehmend gleichermaßen schwinde wie das Interesse der Politiker an der Jugend selbst. Er kritisierte die mangelnde Einsetzbereitschaft, den Jugendlichen die Augen zu öffnen, vor allem im Bereich der Diplomatie.

„Es geht nicht nur um die diplomatische Verhältnisse zu anderen Ländern oder den Muggeln. Wir müssen vor allem das Verhältnis zwischen Jung und Alt betrachten. Wir schauen trüb in die Zukunft, anstatt unsre Brillengläser mal blank zu polieren und unsre Aufmerksamkeit auf die Zukunft zu lenken, die eigentlich schon direkt vor unserer Nase lebt: unsre Kinder und alle kommenden Generationen.“

Der vielfachen Kritik zum Trotz, Mr Wittle solle sich doch lieber um seine außenpolitischen Aufgaben kümmern anstatt ein "idealistisches Tohuwabohu" zu veranstalten, erfolgte ein Antrag an den Minister. Nach langen Debatten und Beratungen sei nun der Weg frei, über einen solchen Jugendausschuss nachzudenken, so ein Sprecher des Ministeriums. Der Ausschuss unterstünde in einer Probephase der Leitung einiger Juniorangestellter des Ministeriums. Die entscheidende Gewalt des Ministeriums solle durch ihn jedoch nicht eingeschränkt werden. Vielmehr obliege diesem Rat die Aufgabe, sich mit kurzsichtiger Gesetzgebung der alterfahrenen Politiker und Problemen der Zukunft auseinander zu setzen, da vor allem die Jugendlichen später mit den Auswirkungen heutiger Entscheidungen leben müssen. Alle ihre Vorschläge würden dann an die leitenden Beamten des Ministeriums weitergeleitet werden und käme es einmal zu Bedenken bei der Umsetzung eines Gesetzes, so könne der Ausschuss ein Bewertungsprotokoll dazu einreichen.

„Unsere Entscheidungsprozesse müssen vor allem transparenter werden“, sagte Flora Cashew, Angestellte des Zauberer-Gamots. „Nur dann können wir darauf hoffen, dass die Jugendlichen uns helfen Widersprüche und Unausgeglichenheiten in unseren Gesetzen aufzuspüren, die wir dann beheben können, um ihnen eine bessere Zukunft zu bieten. Sie sind unser weitblickendes Gewissen.“ Darüber hinaus soll der Jugendausschuss mithelfen internationale Verhältnisse und die Verbindung zu Muggeln zu fördern, indem man sie dabei unterstützt mit dort bestehenden Jugendorganisationen kooperieren. Dabei geht es vor allem um den Affekt auf die Zaubergemeinschaft. Es soll Verständnis und Toleranz gegenüber Nichtmagischen Menschen lehren. Zuständigen der Ausbildung zum Fachangestellten des Ministeriums stellten auch einige Förderungsprogramme in Aussicht, um die politische Kompetenz der „Abgeordneten“ zu steigern.

Allerdings äußerte ein Sprecher der Abteilung für magische Unfälle und Katastrophen auch Bedenken. „Viele sehen es nur als Chance, was etwas zu rosarot gemalt wäre. Wir führen unsere Aufgaben sicher nach bestem Gewissen aus und man kann nicht von jedem erwarten, dass er sich von ein paar Jungs und Mädels erzählen lässt, wie er doch besser handeln sollte. Die darauf entstehende Diskussion gefährdet unsere Flexibilität, die besonders für die Arbeit unserer Abteilung wichtig ist.“ Ein anderer Beamter unterstellte sogar: „Nur weil Mr Wittle mit seiner Äußerung ein bisschen Aufbruchstimmung ausgelöst hat, singen jetzt alle sein Liedchen mit, ohne die Konsequenzen abzuwägen.“

Bisher ist auch kein vollständiger Entwurf zur Festlegung der Kompetenzen und Organisation des Ausschusses zustande gekommen. Das Ministerium betonte, es bestünde kein Grund zu Euphorie. Bisher stehe noch nicht einmal ein Datum für die Testphase fest. Unabhängig davon, ob diese Idee einmal zu einer festen Institution in unserer Gemeinschaft werden wird, haben die Denkanstöße auf jeden Fall eine sehr konstruktive und bereichernde Diskussion ausgelöst. Der Minister gab allerdings noch zu bedenken, dass man sich nun unter keinen Umständen von größeren Problemen abwenden dürfe. Man würde zu gegebener Zeit über die Entwicklung zur Förderung der Jugend entscheiden.

Der Schöpfer der neuen Ideen, Archibald Wittle, hat sich derzeit seinen Resturlaub genommen, da sein neu gegründeter Fanclub aus Jugendlichen ihm mit Loblieder singenden Papiervögeln das Arbeiten erschwerte.

Eo-Lahallia