Berichte Muggelwelt

Technisch perfekte Animation? – Zauberkunst in der Muggelwelt



Wahrhaftig eine technisch perfekte Animation – so dachte zumindest eine 71-jährige Mrs.G. aus Colchester. Die betagte Muggeldame hatte das Bildnis einer Zauberergeburtstagsfeier auf einem Flohmarkt erworben. Die familiäre Atmosphäre habe sie sehr an ihre Kindheit erinnert. Besonders fasziniert war sie von dem Spiel der Kinder, die offenbar ein kleines Feuerwerk machen. Tatsächlich hatte sich ein Kind aber einen Zauberstab geklaut und produzierte damit unentwegt Funken. Zum Glück fielen Mrs.G. die Hauselfen nicht auf. Aber da diese ohnehin die Aufgabe haben am besten nicht bemerkt zu werden, waren diese auch auf dem Bild gut versteckt. Jedenfalls machte Mrs.G. sich keine Gedanken über die erstaunliche Lebendigkeit des Bildes. Sie vermutete dahinter einen Geniestreich der Muggeltechnik, die man Animation nennt. Damit können auch Bilder zum Bewegen gebracht werden, obgleich diese keine Individualität entwickeln.
Glücklicherweise kam Mrs.G. nicht mehr dazu ihren Bekannten von ihrem Glücksgriff vom Flohmarkt zu erzählen. Der Verkäufer meldete sich selbst beim Zauberministerium. Er habe das Bild aus Versehen mit auf den Flohmarkt gebracht und beim Verkauf den Fehler durch Unachtsamkeit nicht bemerkt. Nach einer langwierigen Vernehmung wurde er wieder freigelassen, da man keine Gründe für ein absichtliches Handeln fand und das Bild weder Verwünschungen ausstieß, noch sonst irgendwie schadhaft war. Vielleicht sollte es auch ein Scherz sein, der durch ein schlechtes gewissen beendet wurde. Die alte Dame konnte zum Glück dank einer Beschreibung des Verkäufers ausfindig gemacht werden. Es blieb den Mitarbeitern des Ministeriums nichts anderes übrig, als ihr Gedächtnis zu verändern. Zudem wurde sie finanziell für den Kauf entschädigt, wenn auch ohne ihr Mitwissen.
Ein Mitarbeiter äußerte sich kritisch zu dem Versehen. „Es mag an mangelnder Vorsicht liegen oder, was hier ausgeschlossen wurde, bösem Willen, aber beides kann das Verhältnis zwischen Zauberern und Muggeln gefährden.“ Ganz im Gegensatz dazu fand der Fall auch Begeisterung. C. Lilfield, bekannter freischaffender Künstler der Zauberwelt, sieht darin eine große Chance. „Es zeigt, dass Muggel durchaus auch Sinn haben für die Kunst der Zauberwelt. Ob sie es nun als Magie oder Technik bezeichnen, sie schätzen es. Daraus könnte sich ein völlig neuer Wirtschaftszweig entwickeln.“ Diese Idee wird jedoch vom Ministerium eindeutig abgelehnt und bei jedem Versuch zur Umsetzung sofort unterbunden werden. Eine herbe Enttäuschung für alle, die schon ihre Zukunft im Bereich der Verbreitung von magische Kunst in der Muggelwelt gesehen haben. Wir bereichern uns immerhin auch in manchen Gebieten am Wissen der Muggel. Warum sollte diese das nicht auch dürfen, solange ihnen der Hintergrund verborgen bleibt?

Eo-Lahallia




Magie: „Eine Frage dessen, was man sehen will“?
Interview mit einem Showzauberer der Muggelwelt


In ihren Ferien besuchten unsere Redakteure eine „Zaubershow“ in der Muggelwelt. Und es handelt sich um keinen Zauberer, nein, er ist selbst ein Muggel ohne jegliche magische Eigenschaften. Man nennt es einen Zauber-„Künstler“. Mehr dazu finden Sie im folgenden Interview, für das unsere Redakteure (R) den Muggelzauber (M) nach der Aufführung abfingen.

R: Guten Abend. Wir würden Sie für unsere Schülerzeitung gerne um ein Interview bitten.
M: Sie können es gerne Versuchen, aber ich enthülle keine Geheimnisse. Lass Sie mich sehen, wie weit ich Ihnen helfen kann.
R: Sie haben ja einige faszinierende Sachen gezeigt, aber reicht das auf Dauer denn aus, um davon zu leben?
M: Das hängt natürlich davon ab, wie gut man in seinem Metier ist.
R: Und wovon wiederum hängt das ab.
M: Eine Frage dessen, was die Menschen sehen wollen – das ist doppeldeutig. Es meint einerseits, dass man Dinge vorführt, welche die Leute auch interessieren. Auf der anderen Seite müssen es solche Sachen sein, die verblüffen könne. Ob ein Showelement dazu in der Lage ist, hängt wiederum davon ab, ob die Leute dieses Ergebnis sehen wollen. Wenn ich einen Zylinder hochhebe, erwartet man, dass ich ein Kaninchen oder eine Taube rauslasse. Ist dies tatsächlich der Fall, sind alle fasziniert, der Rest ist egal.
R: Sie geben sich damit gerade sehr offen. Dabei sagt man ihrem Berufszweig nach, dass mit der Wahrheit gespielt wird und alles undurchsichtig ist.
M (lacht): Sie haben recht. Ich weiß, was meine Zuschauer denken und das ist entscheidend für das, was ich tue. Jedoch redet ein Zauberkünstler nie über die Hintergründe dessen, was er tut. Und das werde ich auch nicht.
R: Na gut, dann hat sich mindestens eine Frage erübrigt. Man nennt sie einen Zauberkünstler. Was ist die Kunst an ihrem Beruf?
M: Das ist eine schwierige Frage, denn jeder Zauberkünstler setzt da andere Schwerpunkte. Für mich besteht die Kunst darin undurchsichtig zu sein. Was ich tue, soll ein Rätsel bleiben. Ansonsten wäre es völlig sinnlos.
R: Nehmen wir einmal an, es gäbe wirklich Zauberei – dann hätte ihr Beruf daneben ja kaum Chancen.
M: Wohl wahr. Solange sie aber verborgen ist, weiß man nicht, wer sich ihr alles bedient. (zwinkert) Man mag das, was ich tue, für pure Tricks halten, aber wer garantiert, dass dem so ist? Die Frage macht das ganze interessant: eine Sinnestäuschung oder ein Wunder? Es interessiert die Leute zwar oft, wie man Sinnestäuschungen fabriziert, doch das sagen sie nur, um zu zeigen, dass sie sehr vernünftig wären. In Wahrheit ist ihnen das Wunder sehr viel lieber. Nur so lange die Menschen sich wünschen Wunder zu sehen, haben sie Spaß an Vorstellungen wie meinen. Zum Glück kann ich sagen, dass dieses Verlangen nach Wundern keineswegs nachgelassen hat. Sonst wäre ich arm dran.
R: Interessant, so haben wir einen Zaubervorgang noch nie betrachtet. Für uns ist er ja einfach da... ähm, na ja, kommen wir zur letzten Frage. Wie stehen Sie zur „echten“ Zauberei?
M: Was macht Magie echter oder weniger echt? Ich werde meine nirgends einordnen, das bleibt anderen überlassen. Jeder sieht es anders, genauso wie nicht jeder unbedingt seine Großtante mag. (grinst) Wie gesagt, es ist alles eine Frage dessen, was das Auge nun sehen will. Deswegen ist Magie etwas so schönes, vielseitiges.
R: Vielen Dank für dieses Interview, es enthielt aufschlussreiche Bemerkungen zur Zauberei.

[Anm. d. Redakt.: auch wenn es doch deutlich Unwissenheit zeigte – zum Glück! Wir wollen nicht hoffen, dass irgendwann jemand aus unserer Welt auf die Idee kommt unter den Muggeln mit ein bisschen buntem Funkensprühen Profit schlagen zu wollen; zudem wird das durch das Gesetz zur Geheimhaltung der Zauberei verboten. Und es möchte ja niemand den Muggel-Zauberkünstlern ihr Spezialgebiet streitig machen: Leute das sehen zu lassen, was sie wollen. Da gibt es doch noch einige gehörige Unterschiede zwischen der hier dargestellten Sicht und der Zauberwelt, was Zauberei betrifft. Oder kann es sein, dass auch unsere Magie kein Schutz davor ist, manchmal nur zu sehen, was wir sehen wollen? Unsre Ansichten mögen oft verschieden sein, doch gilt diese Aussage nicht nur für Muggel.]

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