Muggelkommunikation: das Telefon


Wenn man jemanden besuchen will, oder ein dringendes Gespräch führen muss, wofür ein Brief per Eule zu lang wäre, dann macht man das am besten mit Flohpulver. Welches Kind der Zauberwelt kennt auch kein Flohpulver? Muggel kennen es nicht. Ebenso wenig sind sie in der Lage zu apparieren oder Portschlüssel zu benutzen. Wenn es darum geht, mal eben mit jemandem, der weiter entfernt ist, zu reden, sind die Muggel sogar etwas unkomplizierter als wir Zauberer. Denn dafür brauchen Muggel sich gar nicht treffen, sie schaffen es auch so, dass man nur die Stimme des anderen hört. Das Ganze ist nun leider doch eine etwas verstricktere Sache, als das Flohpulverreisen.

Zuerst etwas technische Erklärungen:
Wie kommunizieren die Muggel überhaupt über Entfernungen? Sie tun es mit dem Telefon, einem Apparat (Verb dazu: telefonieren). Wichtig ist, dass sowohl sie als auch ihr Gesprächspartner so einen zur Verfügung haben. Der ist so groß wie eine kleine Kiste und relativ handlich. Das kompliziertere ist das längliche Ding, das darauf liegt und durch ein Kabel damit verbunden ist. Dieses Kabel ist manchmal sehr lustig geringelt – vielleicht eine eigene Stilnote. Dieses längliche Ding heben Sie an und halten es an eine Seite des Kopfes wie folgt: das eine Ende an das Ohr, das andere in die Nähe des Mundes. Bitte beachten: die leichte Wölbung in diesem Ding – man nennt es Hörer – passt an den Kopf, so weiß man, wie rum man es halten muss.

Schritt zwei hängt davon ab, ob sie dieses Gerät in einem Muggelhaushalt vorgefunden haben oder auf öffentlicher Straße. An manchen Straßen finden Sie es in Kästen, wie dem Eingang zum Zauberministerium. Wer diesen bereits kennt, hat es womöglich mit einem Telefon einfacher. Wenn Sie jedenfalls eine öffentliche Telefonzelle (nein, man ist darin nicht gefangen) nutzen wollen, müssen Sie in einen dafür vorgesehen Spalt Geld werfen. Je höher im Wert, desto länger ist es möglich zu reden. Versuchen Sie keine Galleonen oder anderes Zaubergeld reinzuquetschen, diese Automaten verschlucken sich zu leicht und leiden dann an Verstopfung. Lassen Sie Ihre Sickel und alles weitere lieber in Muggelgeld umtauschen (das erledigt nur Gringotts, keine Muggelbank).

Nun aber ran ans telefonieren! Sie benötigen eine Verbindung zu demjenigen, mit dem sie reden möchten. Es bringt nichts einem Telefon den Namen oder eine Adresse zu nennen, wie beim Reisen mit Flohpulver. Die Muggel sind nun einmal sehr systematisch veranlagt. Anstatt allem einen Namen zu geben, geben sie ihm eine Zahl. So hat jedes Telefongerät auf der Welt eine Nummer. Es empfiehlt sich Listen zu führen, denn diese Zahlen vergessen Sie am Ende noch schneller als alle Jahreszahlen der Koboldaufstände.
Auf den Tasten vor ihnen, wählen Sie nun die gewünschte Nummer. Dann sollte ein Signal ertönen, das nach „tuuut“ klingt. Bitte geraten Sie nicht in Panik darüber, es könnte Aufmerksamkeit unter Muggeln erregen. Dieses Signal bedeutet, dass das Gerät der Person, die sie sprechen möchten, klingelt. Ja, Sie lesen richtig, es bimmelt ganz eigenständig. Warum man sich dafür aber auch so einen aufdringlichen Ton aussuchen musste, konnte bisher kein Muggelkundler beantworten. Und es klingelt so lange, bis Sie auflegen oder derjenige ebenfalls den Hörer von seinem Telefon abnimmt (Ausnahme: wenn ihr Gsprächspartner gerade telefoniert, können Sie nicht mitreden – der Kamin ist sozusagen blockiert; dann ertönt ein sehr hektisches tuten, woraufhin Sie den Hörer hinlegen, wie Sie ihn vorfanden – das nennt man „auflegen“).
Wenn sich nach einigem Tuten nichts regt, legen Sie auf. Warten Sie aber lang genug, damit der Angerufene die Gelegenheit hat, zu seinem Apparat zu kommen. Klingeln lassen und vor dem Abheben schnell Auflegen finden Muggel gar nicht lustig, auch wenn dieses Spiel noch so viel Spaß macht. Dieses Spiel haben schon viele Muggelkinder entdeckt, wobei willkürlich Nummern eingegeben werden. Bitte machen Sie es nicht nach. Zügeln Sie ihre kindliche Freude und bringen Sie das Ganze zu einem anständigen Ende.

Endlich meldet sich aus dem Hörer neben ihrem Ohr eine Stimme. Das bedeutet der Angerufene hat endlich seinen Hörer abgenommen – ungefähr so, wie wenn man mit Flohpulver kommuniziert und der Angesprochene endlich zum Kamin kommt. Wichtig: Ihr Gesprächspartner mag zwar sehr weit weg sein, aber er versteht sie auch bei angemessenem Ton blendend. Sprechen Sie in normaler Lautstärke, alles andere wirkt sich schädlich auf Gesundheit und Laune des anderen aus.

Gut unterhalten? Fachleute für Muggelkunde empfehlen mehrmaliges Üben, bis man gelernt hat sich der Kommunikationsweise der Muggel anzupassen.

Eo-lahallia