Kobolde
Herkunft, Wesen und was sie heute tun



(ahd. Walter des Hauses) Im deutschen Volksglauben gehörten Kobolde zu den Hausgeistern, es ist dies aber ein Sammelbegriff, unter dem verschiedenste Haus-, Natur- oder Poltergeister zusammengefasst sind. Kobolde sind zwergenhaft klein und meist hässlich, bald helfend, bald strafend, geschäftig und neckisch wie die sehr ähnlichen Zwerge. Sie gehören insgesamt zur Gruppe der Alben.
Den Kobolden werden Speisen gereicht, um sie den menschlichen Bewohnern gewogen zu halten, denn gern suchen die Kobolde die Nähe des Menschen und verrichten ihnen den Haushalt, treiben auch allerlei Schabernack, über den sie selbst am meisten lachen. Treiben sie es damit zu bunt, werden sie den Hausbewohnern lästig und ähneln dann mehr den Poltergeistern.
Ehe die menschlichen Siedlungen sich überall hin ausbreiteten, bewohnten die Kobolde (wie die Baumnymphen des antiken Griechenlands) Bäume. Sofern dieser Baum geschlagen wird, kann der Kobold im Holz verbleiben und an dessen Bestimmungsort weiterleben (z. B. der Klabautermann im Mast des Schiffes). Kleine geschnitzte Puppen aus diesem Holz sind ebensolcher Lebensraum des Koboldes und werden sorgfältig in Kästen verschlossen aufbewahrt und bringen bei guter Behandlung Wohlstand in das Haus.
In einer Sage aus Nieder-Kränig im früheren Brandenburg ist von einem Kobold die Rede, dessen Äußeres (rote Jacke, rote Kappe) und Aufenthalt (in einer Tonne auf dem Dachboden) dem Puck glich und der am Abend wie ein kleiner Drache aus dem Haus fuhr und Getreide und Geld heranbrachte.
Kleine Figuren aus der Alraunwurzel (Galgenmännlein), Holz oder Stroh, bestrichen mit Butter und getrocknet am Herd, symbolisieren den Kobold und gelten als Glücksbringer für Haus und Hof (ålrûn war im Saterland und in Ostfriesland Bezeichnung für den Kobold. Noch heute erfreuen sich Hausgeister besonderer Wertschätzung: In Gestalt von Nussknackern, Gartenzwergen oder als Stutenkerl begegnen sie auch im modernen Haushalt; Kraftfahrer haben oft kleine Figuren in ihren Fahrzeugen.
Die im Kasten verschlossenen Koboldfiguren durften nicht von unberufenen geöffnet werden. Zur Abschreckung vorwitziger Kinder ersann man daher die heute als Scherzartikel bekannten Springteufel.

Charakter der Kobolde
Für gewöhnlich sind Kobolde klein, wuseln überall herum und können in der Tat sehr strapazierend für jegliche Nerven sein. Darüber hinaus sind sie auch listig, verschlagen, gut im Lügen, Beschwatzen, Überreden und Überzeugen und natürlich sind sie Meister der Täuschung und Irreführung. Nicht jeder Kobold muss so naiv sein und dem bösen Dunkelelf auf den Leim gehen, der ihm etwas Glitzerndes andrehen will, dass dummer Weise tödliche Wirkungen entfaltet, sobald der Kobold es anfasst. Kobolde können dumm und tollpatschig sein, aber auch das genaue Gegenteil und das oft in einer einzigen Person.
Ein Charakterzug jedoch ist allen Kobolden eigen, seien sie noch so verschieden:
Die Neugier. Und dieses Laster lässt den Kobold natürlich immer wieder in die brenzligsten Situationen geraten, kann ihn aber auch auf die unmöglichsten Ideen bringen und ihn dazu treiben die ausgefallensten Dinge zu tun, oder zu lernen. Selbst Lesen und Schreiben kann sich als nützliche Fähigkeit erweisen, die man als Kobold erlernen kann.
Ein weiterer wesentlicher Charakterzug eines Kobolds, einer der auch den meisten zu eigen ist, ist die Geheimniskrämerei. Ein Kobold würde am liebsten aus allem ein Geheimnis machen. Prägend für diese Geheimhaltung ist der wahre Name der Kobolde. Jeder einzelne von ihnen hat einen echten Namen, der niemandem erzählt wird, nicht einmal dem engsten Koboldsfreund. Denn würde jemand den wirklichen Namen erfahren, so könnte er Unheil über den Kobold bringen, auch wenn Derjenige, der den Namen kennt, lammfromm und freundlich ist (Näheres dazu siehe weiter hinten).
Absolut immer zutreffend und wichtig ist diese Wesensart der Kobolde:
Sie sind (wie viele Andersweltwesen) ziemlich verrückt. Das heißt heute war der Kobold noch umgänglich und hat geholfen wo er nur konnte, doch am Tag darauf ist er vor lauter Bosheit kaum wieder zu erkennen.
Speziell, wenn Kobolde nicht richtig behandelt, beleidigt oder sogar verletzt werden, so zeigen sie eine ganz andere Seite.

Koboldregeln
Ganz wichtig für einen Kobold sind die Regeln, die er bei Bedarf etwas variieren kann und an die er sich am besten hält, wenn er überleben will.

1. Hab Spaß!
2. Werd nie zu nass!
3. Lass Dir nie klauen Deinen linken Schuh!
4. Trau keinem, der größer ist als Du!
5. Dein wahrer Name bleibt ungesprochen!
6. Versprochenes sei ungebrochen!
7. Keine Locke von Dir lass in fremde Hände!
8. Nichts kann Dich halten, nur magische Wände!
9. Von Eisen und Salz halte Dich fern!
10. Erbsen am Donnerstag isst Du nicht gern!

In der heutigen und modernen Zeit sind Kobolde die wohl wichtigsten Mitarbeiter bei Gringotts, unserer Bank. Sie verwahren unser Gold und sorgen mit ihrer ganz persönlichen Art der Zauberei dafür, dass niemand unbefugtes heran kommen kann. Sie tragen in der Zaubererbank rot-goldene Uniformen. Wo sie können, lassen sie ihre Zauberer- und Hexen--Kundschaft spüren, wer in der Bank das Sagen hat. Dies fällt auch sofort ins Auge: Das weiße Marmorgebäude der Bank überragt protzig die kleinen Läden in der Winkelgasse. An der Eingangstür droht ein Gedicht in Goldlettern den Eintretenden Übles an, falls sie mit unlauteren Absichten kämen. Auf dem absichtlich sehr unkomfortablen Transport zu den Schatzkammern, weist der begleitende Kobold schadenfreudig darauf hin, dass er etwaige unberechtigte Eindringlinge gerne in einer dieser Kammern verhungern lassen würde.

Dahinter steckt die Jahrhunderte alte Rivalität zwischen Kobolden und magischen Menschen: Kobolde sind zwar als Banker geachtet und wegen ihrer gnadenlosen Geschäftsmethoden gefürchtet, aber politisch sind sie den Zauberern und Hexen untergeordnet. Dieses unfaire System gegenüber den Kobolden versuchten sie während der Koboldaufstände des 16. Jahrhunderts aus dem Weg zu räumen, scheiterten jedoch daran.
(Crinaeae)