Fanfiction:

Godric und Salazar - eine Begegnung mit Folgen

Düster war es in dieser Gegend schon immer gewesen. Jeden Abend machte sich der Nebel in den Höhen von Schottland breit. In allen Ecken und Häusern, in tiefen Wäldern und an verborgenen Plätzen, einfach überall stoben die düsteren Schwaden umher. An einem Abend kurz vor der ersten Jahrtausendwende nach Christi Geburt, schlich sich eine dunkle Gestalt aus einem verkommenen, alten Haus am Rande eines unheimlichen Waldes. Tief hatte die schattenähnliche Figur ihre Kapuze ins Gesicht gezogen, so dass niemand den Träger des seltsamen Umhanges erkennen konnte. Sein Mantel schliff am Boden und machte ihn am unteren Rand schlammig und nass. Die Gestalt begann zu rennen. Das Jahr neigte sich dem Ende zu und die winterliche Kühle gewann die Oberhand. Keiner sah, dass die Gestalt unter dem dünnen Mantel zitterte und bibberte vor Kälte.

Als sie ein Stück gerannt war, wurde dem Träger des Mantels sichtlich wärmer und er verlangsamte seine Schritte wieder. Nun schlich er direkt auf ein hell erleuchtetes Fenster zu. Das erste von vielen Häusern erreichte er kurz darauf. Neben Licht strahlten sie eine gehörige Portion Wärme aus. Seine Füße waren mittlerweile schon fast erfroren, denn der Schlamm der Wege hatte sich in seine dünnen Stoffschuhe gesogen. Sachte kam er näher an das Haus, als er plötzlich hinter sich ein Geräusch wahrnahm. Eilig drehte er sich um und schlug seine Kapuze zurück. Unter dem grauen Mantel hatte sich ein Mann, nicht älter als 40 versteckt und blickte sich nun erschrocken um. Dabei schweiften seinen blauen Augen immer wieder in die Richtung, aus der er gekommen war. Aber nichts außer dem Nebel regte sich in der Dunkelheit.

Das Haar des Mannes leuchtete golden und glänzte regelrecht, weshalb er schließlich eiligst wieder die Kapuze tief in sein Gesicht zog. Leise schlich er weiter. Jedoch, nachdem er nur wenige Meter gelaufen war, hörte er es wieder. Jetzt klang es deutlicher: KNACK. Da waren eindeutig Schritte hinter ihm und der Jemand war soeben auf einen Zweig getreten. „Lumos!“, hörte man die Gestalt im Nebel flüstern und aus seinem Mantel erstrahlte im gleichen Moment ein kleiner Lichtstrahl, der nun weit in die Umgebung leuchtete. 2 Beine konnte der Träger des Lichtes nun ausmachen. Sein Arm und damit der Lichtstrahl wanderten hinauf und nun erkannte er seinen Verfolger: „Rowena!“ sagte der Lichtträger mit empörter Stimme zu einem etwa 15jährigen Mädchen. „Wie oft soll ich es Dir noch erklären?“

Noch immer schwang deutlich Ärger in der klaren, aber dunklen Stimme des Mannes mit. Das Mädchen sah schweigend zu Boden. „Du sollst in unserer Hütte bleiben,....“ „...weil es für mich hier draußen noch immer zu gefährlich ist, da mich die Muggel für Tod halten sollen.“ beendete sie den Satz genervt und schob entschlossen hinterher: „Aber, Godric, hier gibt es in einem riesigen Umkreis keinen einzigen Muggel!“ Godric Gryffindor schaute Rowena Ravenclaw ernst an. „Nocturnus!“ Mit diesem Wort verschwand der Lichtstrahl und die Umgebung wurde wieder in Dunkelheit gehüllt. Rowena verschwand vor seinen Augen im Nebel, aber er wusste, dass sie noch immer vor ihm stand. Erst vor wenigen Tagen hatte er sie in dem Wald, an dessen Rand seine Hütte stand, gefunden. „Auch die Zauberer wissen nichts von Dir. Du bist noch so jung und trotzdem hast Du magische Fähigkeiten von denen viele nur träumen können. Es ist nur zu Deinem Besten, bitte glaube mir!“ Ruhe und Stärke strahlte Godric auf Rowena aus und sie konnte nicht anders als still zu nicken. „Und jetzt gehst Du zurück!“ Der Ton war einen Zacken schärfer, als Godric dies beabsichtigt hatte. „Zu Beginn des nächsten Jahres darfst Du Dich hier in Hogsmeade zeigen, einverstanden?“ Godric sah ein, dass es wohl doch unmöglich war ein so ehrgeiziges, junges Geschöpf in einer Hütte gefangen zu halten, nur um sie zu unterrichten. Sie war fast 16 Jahre alt und wollte raus. Einfach nur raus. Godric kannte diese Welt und wusste, wie gefährlich es sich hier lebte. Erst seit er in der Gegend von Hogsmeade lebte, war sein Dasein endlich ein wenig ruhiger geworden. Aber mit der Bekanntschaft Rowenas hatte sich das wieder geändert. Godric steckte voller Abenteuerlust, Mut, Tapferkeit und Einfallsreichtum, jedoch die Geheimnisse, welche sich um Rowena Ravenclaw rankten, waren selbst ihm unerklärlich.

Sie war plötzlich in dem riesigen Wald aufgetaucht, aus heiterem Himmel. Godric hatte Feuerholz und Beeren gesucht, sowie einen seiner Freunde gesprochen, als sie dann mit einem Mal vor ihm stand. Noch nie hatte er so etwas gesehen, dass ein Mensch, noch dazu wohl eine Zauberin, einfach vor ihm erschien. Ein Mädchen von 15 Jahren mit langem rötlichem Haar und Augen von solch einem Grün, dass es fast aus einer anderen Welt zu kommen schien. Aber sie war real und das Mädchen neben ihr, welches sie fest umklammert gehalten hatte, ebenso. Godric würde diesen Moment des Zusammentreffens mit Rowena Ravenclaw wohl nie vergessen.

„Außerdem hast Du Eleanora in der Hütte allein gelassen. Sie hat zwar magische Kräfte, aber noch weiß sie nichts von ihren Fähigkeiten. Du hast sie einmal beschützt und das verbindet Dich mit ihr. Bitte, geh nun zurück.“ Rowena blickte ihn zustimmend an. „Ich gehe zurück, aber nur wenn Du mir noch mal das Wort wiederholst, mit welchem Du gerade den Lichtstrahl erschaffen hast.“ Rowena freute sich immer, wenn sie etwas Neues lernen konnte und Godric schätzte diese Eigenschaft sehr. „Nun gut. Sieh her.“ Mit einer eleganten Bewegung schwang Godric seinen unter dem Mantel verborgenen Zauberstab und sprach nun klar und deutlich „Lumos!“ Der Lichtstrahl erschien wieder und mit einem weiteren „Nocturnus!“ ließ er ihn wieder verschwinden. „Nun Du, Rowena!“ forderte er seine junge Schülerin auf. Rowena zog ihren Zauberstab aus der Tasche und sprach deutlich „Lumos!“, und ein weiteres Mal leuchtete das Gebiet um die beiden. Rowena ließ das Licht ebenso geschickt wieder entweichen. „Gute Nacht, Godric!“ rief sie noch bevor sie gänzlich verschwand. Erleichtert zog sich Godric die Kapuze wieder über sein Gesicht und machte sich auf in die Taverne von Hogsmeade.

Eine Wolke von feinem Weingeruch stieg ihm in die Nase, als er das Haus betracht. Der Wirt, Arbor Racter, hatte seinen berühmten Würzwein aufgesetzt. Genauso wie alle Zauberer ihn mochten. Ein dunkelroter Wein mit Gewürzen und natürlich geheimen Essenzen verfeinert, der einem das Blut an solchen Novembertagen wieder wärmte. Godric nahm seinen üblichen Platz am Fenster und nickte dem Wirt kurz zu. Trotz der Kapuze hatte Arbor ihn erkannt und brachte ihm einen Wein. Godric bezahlte mit einigen Kupfermünzen und leise fragte er den Wirt: „Irgendwelche Fremden?“ Arbor nahm das Geld und sein Blick glitt in das volle Wirtshaus. Er nickte zu einem Mann, der auf der anderen Seite des Raumes allein Platz genommen hatte. „Ist vor Dir rein, etwa 2 Minuten her.“ antwortete Arbor auf die Frage Godrics. Godric behielt seinen Mantel an und schlürfte vorsichtig an seinem heißen Wein. Er beobachtete den Fremden eine Weile, wurde es aber schließlich leid, da irgendetwas mystisch Unerklärliches von ihm ausging. Natürlich war er ein Zauberer, denn sonst wäre nicht bei einem solchen Wetter in dieser Gegend in der Taverne des alten Arbor Racter. Doch auch bei Zauberern gab es gut und böse. 2 Seiten, die sich immer gegenüber stehen würden. Und auch wenn jener Fremde am anderen Ende des Raumes einen merkwürdigen Eindruck hinterließ, Gefahr schien nicht unmittelbar von ihm auszugehen. Sein Umhang war braun, fast in dem gleichen Ton wie seine Augen. Seine Schuhe waren sehr in Mitleidenschaft gezogen worden, aber sie hielten noch immer zusammen. Von seinem Wein blickte er nur selten auf, weshalb Godric ihn dann als ungefährlich einstufte.

Zu diesem Ergebnis gelangt, nahm Godric seinen Mantel ab und hängte ihn über seinen Stuhl. Keinen außer dem Fremden natürlich schien das zu stören. Godrics Haare schimmerten golden und sah man diese Pracht zum ersten Mal, war man geblendet. Der Fremde schaute auf und seine Augen blieben starr auf Godric gerichtet. Godric blieb stumm sitzen und beobachtete, wie sich ein Mundwinkel des Fremden wie zu einer Art Lächeln verzog. Ganz langsam schritt der Fremde nun auf Godric zu. Die anderen Gäste folgten dem Schauspiel, griffen jedoch nicht ein. Beinahe schwebend kam der unbekannte Zauberer nun zum Stillstand, direkt vor Godrics Tisch. „Guten Abend!“ Die Stimme des geheimnisvollen Magiers hatte etwas Befremdliches an sich. „Nabend!“ erwiderte Godric und wies mit der Hand auf einen freien Stuhl ihm gegenüber. Der Unbekannte nahm Platz und schaute Godric unentwegt fest an, während er sprach. „Ich komme vom Zaubereiministerium aus der Abteilung für Verlorene Magier. Wir haben die Aufgabe Zauberer zu finden und zu ihren Familien zu bringen. Ich nehme an, Sie wissen bereits um wen es geht, Mr. Gryffindor. Sie haben vielleicht schon festgestellt, dass diese gewisse Person einige Fähigkeiten innehat, die die Welt der Zauberer hoffen lässt, die Macht der Muggel wieder etwas einzudämmen. Sie wissen sicher, dass in den letzten Jahren einiges...ähm...schief gegangen ist...“ Godric war dem Blick des Fremden nicht ausgewichen, sondern schaute ihn ebenso durchdringend an. „Ich weiß leider nicht sehr viel um die Fehler der Zauberer.“ antwortete Godric schlicht. „Oh! Ich hatte verdrängt, dass Sie schon seit geraumer Zeit nicht mehr am öffentlicheren Teil der Geschichte interessiert sind. Wir im Ministerium bedauern dies zutiefst.“ Honigsüß klang der Fremde, er musste sich wohl sehr verstellen. „Nun. Lassen wir das Gefasel aus meiner Vergangenheit, kommen wir zum spannenderen Teil.“ Godric wurde nervös, denn er hatte bemerkt, wie ein weiterer Fremder das Haus betreten und am Nachbartisch Platz genommen hatte. Dieser sah noch düsterer aus, als der Magier ihm gegenüber. Der Mantel des Fremden war nachtschwarz, er trug schwarze Schuhe, von denen Godric nichts näher zu bestimmen vermochte, weder Farbe noch Beschaffenheit. Auf den ersten Blick waren es schwarze Stoffschuhe, wie sie ein Jeder im ausgehenden 10. Jahrhundert trug, aber schaute man genauer hin, konnte man erkennen, dass sie eher aus Leder oder vielleicht gar Holz gemacht waren und in einem dunklen Blau schimmerten. Der fremde Zauberer hatte grüne Augen, die aber nichts von der sanften Schönheit Rowenas hatten. Sie funkelten giftig und verschlagen. Sein langes schwarzes Haar, hatte der Magier zu einem Zopf gebunden, die kürzeren Strähnen fielen ihm in das markante Gesicht. Er hatte eine leicht gebogene Nase und um seinen Mund zuckte es unentwegt, so als wäre er nervös oder spürte etwas, dass ihn beunruhigte. Godric konzentrierte sich jedoch wieder auf den Fremden ihm gegenüber. „Wie ist Ihr Name?“ fragte er. „Es gibt Dinge, die im Augenblick nichts zur Sache tun, Mr. Gryffindor. Ich will nur Rowena Ravenclaw. Dann verschwinde ich wieder.“ „Wie haben Sie mich gefunden?“ Der Fremde lächelte. „Nun das war nicht schwierig. Mit Ihrem Erscheinungsbild fallen Sie auf und danach war es ein Leichtes, hier einfach auf Sie zu warten.“ Godric nickte. „Und wer ist diese Rowena Ravefar?“ „Ravenclaw, Mr. Gryffindor. Wir wissen, dass sie bei Ihnen ist. Sie brauchen sich nicht zu verstellen.“ Godric lächelte. „Und woher wissen Sie das nun schon wieder?“ „Seit etwa 200 Jahren apparierte kein Zauberer mehr, da spüren wir es regelrecht, wenn Einer von uns diese Fähigkeiten wiedererlangt hat.“ „Appariert? Deshalb stand sie so urplötzlich vor mir. Ich konnte das nicht ahnen. Ich wusste nichts von dieser hohen Kunst des Zauberns.“ „Kann ich mir vorstellen. Das wissen überhaupt nur sehr wenige.“ Godric sah, wie der andere Unbekannte am Nachbartisch plötzlich aufstand und mitten im Raum stehen blieb und sich nicht mehr rührte. „Führen Sie mich zu dem Mädchen!“ befahl nun der Mann gegenüber von Godric. „Nein. Sie bleibt bei mir. Ich kann sie vieles lehren, was sie in ihrer Zaubererwelt vielleicht verlernen mag. Sie ist zu wertvoll, als dass ich sie einfach einem Fremden überlasse.“ Ein merkwürdiges Gefühl kroch Godrics Bein hinauf. Doch war dies nur ein Gefühl? „Die Schlange ist hochgiftig.“ sagte der Fremde wie auf die Frage, die sich Godric nur in seinem Kopf gestellt hatte. „Wir werden Rowena mit oder ohne Ihre Hilfe finden, aber lieber ohne Sie.“ Der Fremde stand auf. „Mein Name ist übrigens Sir Paul Ashenvale.“ Godrics Augen weiteten sich vor Schreck. Er kannte diesen Namen nur zu gut. „Leb wohl, Gryffindor!“ Mit diesen Worten verließ der Fremde das Lokal und die Schlange kroch weiter Godrics Bein hinauf. Er bewegte sich nicht. Dafür bewegten sich die Lippen des anderen Fremden, der noch immer unbeweglich mitten im Raum stand. Doch die Worte klangen eher wie ein Züngeln und Zischen. Godric rührte sich noch immer nicht. Die Schlange schien es sich anders zu überlegen und kroch nun in Richtung des Fremden. Dieser nahm sie auf und steckte sie in einen Beutel. Dann setzte er sich Godric gegenüber. „Mein Name ist Salazar Slytherin und ich suche ebenfalls Rowena Ravenclaw, aber nur um ihr zu sagen, dass sie ernsthaft in Gefahr ist.“ Die Stimme des Fremden klang düster, aber wirkte auf Godric beruhigend. Noch immer saß der Schock tief in seinen Gliedern und er wagte nicht sich zu bewegen. „Kommen Sie, Godric Gryffindor. Wir werden versuchen Sir Ashenvale zu überholen und eher bei Rowena zu sein. Selbst ein Blinder hätte sie beide vorhin bemerkt, mit ihren „Lumos“- und „Nocturnus“ - Befehlen. Dieses blinkende Licht musste doch auffallen. Ich dachte immer, Sie wären gerissener.“ Godric schaute ihn überrascht an und entspannte sich ein wenig. „Ich freue mich darauf, wie Sie einer 15-Jährigen ständig etwas abschlagen und dann dafür einen Blick von ihr ernten, der einfach nicht mit anzusehen ist. Wie werden Sie wohl mit ihr umgehen?“ „Sie sind zu weichherzig, Godric.“ „Mag sein. Aber bisher war mir das eher von Nutzen als von Schaden.“ Godric lächelte Salazar an. „Nun ja. Wie auch immer. Wir sollten uns beeilen.“ sagte der Parselmund Slytherin. „Keine Sorge, Salazar. Wir werden apparieren und so Ashenvale zuvorkommen. Rowena ist nicht die Einzige, die dieses Phänomen noch beherrscht. Ich nutze es nur nicht sehr oft.“ Salazar verzog seinen Mundwinkel zu einem Lächeln und strich sich einige seiner schwarzen Haare aus dem Gesicht. Im nächsten Moment waren beide verschwunden und es würde auch eine Weile dauern, bis der Wirt Arbor Racter sie wieder sehen würde.

Ellie (Redakteurin)