Muggelführer

Es gibt genug Situationen, in denen man mit Muggeln konfrontiert wird und sich unbewusst falsch benimmt. Als Ergebnis werden dann Erinnerungsänderungszauber benutzt, dass der Zauberstab qualmt. In dieser Serie werden wir Ihnen zeigen, wie Sie sich in verschiedenen Situationen richtig verhalten, um nicht aufzufallen.

Unsere Redakteure haben sich extra für Sie in die Muggelwelt aufgemacht, um für Sie herauszufinden wie man sich in der Muggelwelt richtig benimmt. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen. Und möchte mich gleichzeitig bei den fleißigen Redakteuren bedanken, die sich mutig in die Muggelwelt begeben haben, um ihre Erfahrung Ihnen zu schildern.

Linea (Chefredakteurin)

Öffentlicher Verkehr in der Welt der Muggel

Um meine Muggeltante Emilie zu besuchen, muss man als Hexe einige Schwierigkeiten auf sich nehmen. Sie wohnt nämlich in London und mein Haus steht bekanntlich in der Schweiz. Doch wie sollte ich am besten den Kanal überqueren und in der überfüllten Großstadt ungesehen landen? Eine Reise mit dem Besen kam also nicht in Frage. Auch Portschlüssel sind nicht einsetzbar gewesen, da alle Portschlüssel in London unweigerlich zunächst ins Ministerium führen. Für Flohpulver schien mir die Entfernung zu groß, möglicherweise würde ich total zerquetscht bei ihr im Kamin landen. So hatte ich nur eine Möglichkeit: Ich gebrauchte den Verkehr der Muggel. Immerhin habe ich schon eine Menge darüber gehört und gesehen, also dachte ich, dass es mir keine Schwierigkeiten machen würde. Doch da lag ich falsch.
Zunächst einmal wollte ich einen Zug aus der Schweiz, genauer gesagt aus Basel (bis dahin flog ich problemlos mit meinem Nimbus 2000) nehmen. Züge sind auch in der Zaubererwelt vorhanden und so glaubte ich eine gute Wahl getroffen zu haben. Am Bahnhof angekommen, schloss ich den Besen in ein dafür von Muggeln vorgesehenes Schließfach. Diese sind noch recht einfach zu bedienen und man benötigt keine Muggel, die einem irgendetwas erzählen. Dann brauchte ich natürlich eine Fahrkahrte nach Calais, um anschließend mit einer Fähre nach Dover zu reisen. Überall auf den Bahnhöfen stehen dafür vorgesehene Automaten, die einem maschinell alle offenen Fragen beantworten.
Zuerst bewegte ich mich vorsichtig auf einen der Automaten zu. Viele merkwürdige Bildchen sah ich auf der Fläche, die wohl am ehesten als das Gesicht des elektronischen Kastens - Elektronik, eine unerklärbare Erfindung der Muggel - beschrieben werden müsste. Ich erklärte dem Automaten wohin ich wollte. Keine Reaktion. Ich suchte nach Knöpfen. Aber ich fand keinen einzigen. Hinter mir stand ein Mann, der schon ungeduldig wartete und ich wurde etwas nervös. Ich tat einen Schritt zur Seite und nickte dem Herrn freundlich zu. Er beachtete mich nicht, sondern stürzte an den Automaten. Es klickte, raschelte, fiepte und piepste. Dann rannte der Mann mit einem winzigen Blatt Papier davon, was sich als Fahrkarte herausstellte.
Ein Schaffner trat heran und tippte mich an. Ich drehte mich um und sah ihn fragend an. „Kann ich Ihnen helfen?“ sagte er freundlich. Ich erklärte, dass ich heute zum ersten Mal mit einem Zug fahren wollte und mich nicht mit diesen Automaten auskannte. Er zeigte auf ein kleines Fenster. „Dort finden sie die Information und einen Fahrkartenschalter.“ Sein Blick glitt zurück auf die belebten Gleise und er schritt weiter. Ich lief also zu den netten Frauen in den Glaskästen und erklärte, dass ich nach Calais fahren wollte. Man berichtete mir von mehreren Möglichkeiten. Ich verstand keine einzige. Die Frau redete so zügig, dass ich dachte, sie würde nicht Luft holen. Am Ende nickte ich nur und sie gab mir eine Fahrkarte. Dort stand ICE 600, Gleis 3, Abfahrt 9.12 Uhr. Es war 9. 00 Uhr. Also machte ich mich auf den Weg zu Gleis 3. Dieses zu finden, gehörte zu den leichtesten Muggelangelegenheiten, denn sie haben eine Vorliebe ihre Bahnhöfe mit Unmengen von Hinweisschildern auszustatten. An Gleis 3 sah ich ein großes Ungetüm, was jedoch in keinster Weise dem Aussehen eines Zuges ähnelte.
Ich folgte einfach den Muggeln und befand mich plötzlich auf einem Sitzplatz. Ein Rütteln ging durch den ICE 600 und los ging es. Während der Fahrt las ich ein Buch und schaute mir manchmal die Landschaft an, die rasend schnell vorbeizog. Ein Schaffner trat heran. „Fahrkarten, bitte!“ sagte er in einer strengen Weise und blickte mich von oben herab an. Ich reichte ihm meine und er sagte: „Sie müssen sehr bald umsteigen!“ und knapste mit einem metallenen Etwas ein Loch in meine schöne Fahrkarte. Umsteigen? Was hatte er wohl damit genau gemeint? Ich blickte auf die Fahrkarte und sah das ganze Ausmaß der Schwierigkeiten: Da stand 3x umsteigen. Das bedeutete, ich muss diesen Zug verlassen, auf einem Muggelbahnhof einen anderen suchen und dort wieder einsteigen. Dies erfuhr ich aus einem Gespräch zweier älterer Damen, die mir gegenüber besaßen. „Frankfurt, Flughafen“ sagte eine Frauenstimme da gerade aus Lautsprechern (Muggel benutzen sie, um Stimmen in andere Räume zu tragen und lauter zu machen). Ich nahm meine 2 Taschen und verließ den Zug und stieg in den ICE 14 nach Bruxelles, von da ging es mit einem anderen Zug nach Lille und schließlich (nach genau 11 Stunden; ein Zug hatte Verspätung, was mir 1 Stunde Verzögerung bescherte) erreichte ich Calais.
In Calais fuhren etwa alle 2 Stunden Fähren nach Dover und als ich 20.12 Uhr ankam, war die letzte Fähre des Tages soeben losgefahren. Ein heftiger Wind blies mir um die Nase. Ein Schild stand am Fährhafen: „Wegen schlechten Wetters heute keine Verbindungen mehr nach Dover. Die Hafenleitung.“ Mit meinen 2 Taschen begab ich mich in ein kleines Hotel und übernachtete dort mit der Vorstellung, wenn ich mit meinem Besen geflogen wäre oder der Muggelzug pünktlicher gewesen wäre, würde ich schon mit einer Tasse Tee bei Tante Emilie am Kamin sitzen.
Nach einer schlechten Nacht und einem Croissant-Frühstück machte ich mich wieder auf den Weg zum Hafen. Meine Vermieterin hatte mir erklärt, wann die Fähren fuhren und ich verpasste keine mehr. Mit dem Bus ging es dann von Dover nach London. Diese Fahrkartenschalter waren nicht besetzt, so kaufte ich die Fahrkarte im Bus nach London, was mir sehr einfach erschien. Tante Emilie wartete bereits am Busbahnhof und brachte mich dann sicher zu ihr nach Hause. Den Heimweg machte ich mit einem neu in der Winkelgasse erworbenem Besen...

Zu beachten bei Reisen mit Muggelfahrzeugen:

1. Verspätungen immer einkalkulieren
2. Zu fragendes Personal sorgfältig auswählen
3. Längere Strecken eher planen
4. Automaten ignorieren, lieber Fahrkahrte im Gefährt kaufen
5. Lieber gleich den Besen nehmen!

Ellie (Redakteurin)