Hogwarts

Socken - Teil 3

"Was muss Dobby tun, damit Winky nicht mehr traurig ist?"
Aus trüben Augen sah Winky zu Dobby auf, der neben ihrem kleinen Bett stand. Sie hatte in den vergangenen zwei Wochen kaum etwas getan, hatte eigentlich nur herumgelegen oder gesessen und sich an einer Flasche Butterbier festgehalten. Morgens blieb sie lange im Bett, fast bis zum Mittag, bevor sie in die Küche ging, um sich dort auf ihren Hocker beim Herd zu setzen.
Die Blicke der anderen Elfen entgingen ihr nicht. Sie war eben eine schlechte Hauselfe, sie verdiente die Blicke.

Nur Dobby kam immer wieder, versuchte mit ihr zu reden, lächelte sie an. Ein trauriges Schimmern lag neuerdings in seinen Augen. Ein Schimmern, das so gar nicht zu seinem ansonsten so fröhlichen Auftreten passen wollte.

"Was muss Dobby tun?" Er wirkte fast schon verzweifelt.
"Winky will allein sein", flüsterte sie heiser. Sie wollte seine Gesellschaft, seine Fröhlichkeit, und vor allem seine Hilfe nicht. Schließlich hatte sie es verdient zu leiden.
"Aber Dobby wird Winky nicht allein lassen", erklärte er leise und setzte sich auf die Bettkante. "Dobby will nämlich, dass Winky lächelt."

"Winky kann nicht lächeln", erklärte sie sachlich, als wäre das eine Tatsache.
"Dobby hat Winky schon oft lächeln sehen. Dobby..." Seine Ohrenspitzen wurden ein wenig rot. "Dobby mag Winkys Lächeln."
"Aber Winky will nicht lächeln. Winky darf nicht lächeln. Winky ist eine freie Elfe."
"Aber Dobby lächelt doch auch. Und Dobby ist auch frei."
Er verstand es einfach nicht. "Dobby ist ja auch ein ehrloser Elf."

Er sah sie einen Moment lang einfach nur an. "Wenn ehrlos heißt, dass Dobby nicht zulässt, dass sein alter Meister Harry Potter tötet, und wenn es heißt, dass er seinen alten Meister hasst, und dass er das sagen kann, und wenn es heißt, dass Dobby stolz ist, von Meister Dumbledore bezahlt zu werden, und dass er Socken gerne mag, dann..." Er lächelte vorsichtig. "Dann ist Dobby ein ehrloser Elf. Und dann ist er es gerne."

Winky sah ihn mit großen Augen an. "Und es stört Dobby nicht, was alle anderen über ihn denken?"
Dobby schüttelte den Kopf. "Hermine sagt, dass Dobby an sich selbst denken muss. Und das tut Dobby. Und manchmal... Manchmal denkt er auch an Winky. Und an Winkys Lächeln."

Winky wusste nicht, was sie davon halten sollte. Sie verstand nicht, wie Dobby gern frei sein konnte. Wie er das Getuschel der anderen Hauselfen nicht hören konnte. Winky verstand Dobby einfach nicht.
Aber es war lieb von ihm, dass er an sie dachte. Er war der einzige, der das noch tat. Der Meister war tot, und Meister Barty war fast tot, jedenfalls hatte er keine Seele mehr.

"Will Winky Dobby helfen, Kekse für Harry Potter zu backen?", fragte er schließlich, nachdem sie beide eine ganze Weile geschwiegen hatten.
Winky überlegte nur einen kleinen Moment, dann nickte sie.
"Wie schön!" Dobby griff nach ihrer Hand und zog sie hoch. "Komm", flüsterte er und gemeinsam gingen sie in die Küche.

Ein ganz kleines, vorsichtiges Lächeln tauchte auf Winkys Lippen auf. Als Dobby sich zu ihr umdrehte und es sah, strahlte er.

Ende.
Khana (Redakteurin)

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