Hogwarts

Socken - Teil 2

"Dobby, ist dir nicht kalt?"
Harry sah auf den kleinen Elfen hinunter, der mit nichts weiter als dünnen Socken an den Füßen auf dem kalten Steinboden eilig hin und her lief. Warum hatte er denn keine Schuhe an?
"Warum sollte Dobby kalt sein, Mister Harry Potter, Sir?"
"Harry reicht, Dobby. Wirklich. Und du hast nur diese dünnen Socken da an. Bekommst du keine kalten Füße?" Zur Verdeutlichung zeigte Harry auf besagte Strümpfe.

"Aber das sind Dobbys Lieblingssocken", wandte der Elf ein, während er zum Kamin hinübereilte um einen Scheit nachzulegen.
"Dann sind deine Lieblingssocken zu dünn", stellte Harry fest. "Hast du denn keine dickeren? Wollsocken vielleicht? Oder Schuhe?"
"Wenn Dobby Schuhe anzieht, sieht man Dobbys schöne Socken nicht mehr!", protestierte der Elf. "Und außerdem...", er wurde ein wenig schüchtern, "...außerdem findet Dobby Schuhe unbequem. Dann tun ihm immer so die Füße weh..."

"Und dicke Socken? Unter die anderen?" Harry ließ nicht locker.
Dobby nagte an seiner Unterlippe, schielte hinunter zu seinen Füßen, dann hoch zu Harry. Er schwieg.
"Wenn ich dir welche schenke?", versuchte Harry es weiter, und Dobbys Augen wurden noch größer, als sie es ohnehin schon waren.
"Aber es ist doch noch gar nicht Weihnachten! Dobby bekommt noch kein Geschenk."
Harry lachte. "Dann bekommst du zu Weihnachten eben etwas anderes."
Die großen Augen wurden augenblicklich feucht. "Keine Socken zu Weihnachten?!"
Harry seufzte. "Meinetwegen zu Weihnachten auch noch mal Socken. Wenn du das gerne möchtest. Also, würdest du sie anziehen, wenn ich dir jetzt schön warme Wollsocken bringe?"
Dobby nickte begeistert.

Harry eilte hoch in seinen Schlafsaal und suchte in seinem Koffer das allererste Paar Wollsocken, das er jemals von Molly Weasley bekommen hatte. Inzwischen waren sie ihm selbst viel zu klein, und wenn Dobby sie einmal richtig heiß wusch, würden sie ihm schon passen.
Mit seiner Beute kehrte er in den menschenleeren Gemeinschaftsraum zurück. Dobby war damit beschäftigt, einen der kleinen Tische abzuwischen, als Harry hinter ihn trat und sich bückte, um ihm auf die Schulter zu tippen. Dobby fuhr herum.
"Hier", hielt ihm Harry die Socken entgegen und Dobbys großen Augen strahlten.
"Harry Potter schenkt Dobby Socken."
"Ja, das tut er", lächelte Harry, um sich gleich darauf zu verbessern: "Ja, das tu ich." Diese Sprechweise schien anzustecken...

"Harry Potter weiß viele Dinge...", fing Dobby an, während er sich seine Socken auszog und kurz mit den Zehen wackelte.
Harry verstand, was der Elf wollte. "Was möchtest du den wissen?"
"Dobby versteht Winky nicht", flüsterte er ein wenig niedergeschlagen.
"Was verstehst du nicht?"
"Warum Winky keine Socken mag."
Harry runzelte die Stirn. "Socken?" Schon wieder? Kannte Dobby überhaupt ein anderes Thema?
"Winky mag überhaupt keine Kleidung. Winky ist nicht gern frei. Winky ist nicht gern hübsch, und sie mag keine schönen Socken. Dobby versteht Winky nicht."

Harry dachte an Cho, die weinte, wenn sie ein Date hatten. Und an Hermine, die Ron immer böse ansah. Er dachte an Ron, der Hermine wirklich mochte, obwohl er sich oft gar nicht danach anhörte. Und an das Flattern in seinem Bauch, wenn er Cho sah.

"Weißt du, Dobby..." Harry lächelte, und sah trotzdem ein wenig traurig aus. "Manchmal kann man die Mädchen auch einfach nicht verstehen."
"Und Winky ist Dobbys Mädchen?", fragte der Elf mit großen, überraschten Augen.
Harry sah ihn einen Moment lang an. "Vielleicht. Wenn sie dich lässt."
Dobby wusste nicht, ob er das wollte. Aber er wollte nicht, dass Winky trank und nichts tat und ihre Kleidung nicht mochte. Winkys Lächeln war dazu zu schön.

Fortsetzung folgt...
Khana (Redakteurin)

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