Schnäbeln leicht gemacht

Does he love me I wanna know!
How can I tell if he loves me so?
Is it in his eyes?
Oh no, you'll be deceived
Is it in his eyes?
Oh no he'll make believe
If you wanna know if he loves you so, it's in his kiss


Dieser Ratschlag wird gerne befolgt, doch stellt sich manch einem die Frage „Wie geht das eigentlich?“
Einige bekommen Herzklopfen oder akute Zitteranfälle, wenn der erste Kuss bevor steht, egal ob es der erste überhaupt oder mit dieser speziellen Person ist. Das macht das geplante Unterfangen nicht einfacher, also wie vorbereiten? Oder gehen wir noch weiter zurück und fragen: Wie hat man sich überhaupt in diese Situation gebracht?
Meistens beginnt es im Frühling. Ja, im Frühling, wenn die Natur wieder erwacht und sich die Blumen durch die letzten Schneeflecken kämpfen. Gerade dann wird man von überaus heimtückischen und mit freiem Auge unsichtbaren Parasiten heimgesucht. Doch davon bemerkt man nichts, sonst könnte man sich doch wehren! Aber nein, später, manchmal sogar Wochen oder Monate später, bemerkt man die Infektion erst. Dann, wenn sich diese bösen Wesen im eigenen Körper gut genährt und weiter entwickelt haben.
Man hat einen normalen Tag, ist nichts ahnend und - ZACK! da sind sie! Wie verrückt flattern die Schmetterlinge im Bauch, man weiß nicht wie sie reinkamen und erst recht nicht, wie man sie wieder rausbekommt. Denn sie sind nicht dauernd da, manchmal verstecken sie sich wieder, legen sich zur Ruhe und tauchen plötzlich wieder auf und machen den Bauch kribbelig.
Diese Schmetterlinge lösen so genannte „Frühlingsgefühle“ aus, da sie – wie beschrieben – im Frühling unbemerkt eindringen und genauso hervorbrechen wie die Blumenknospe durch die letzten Eiskristalle.
Doch zurück zum eigentlichen Thema, diese Schmetterlinge sind doch nur die Vorboten, obwohl sie auch zeitgleich mit dem Herzklopfen und den Zitteranfällen aktiv werden können.
In diesem Zustand will man nun versuchen dem Gegenüber zu zeigen, dass man Zuneigung empfindet. Mehr Zuneigung, als eine Umarmung ausdrücken könnte und doch will man nicht unbedingt mit der Tür ins Haus fallen.
Die beste Geste in diesem Fall ist eine vorsichtige Berührung des Schnabels des anderen mit dem eigenen. Dabei ist zu beachten, dass man ihn nicht genauso forsch anstubst, wie den der Rabenmutter in früheren Zeiten, als dies noch die einzige Futterquelle war. Allerdings soll es auch nicht zu zaghaft sein, sonst denkt die andere Person noch einen Koordinationsfehler und sucht sich jemanden, dessen Überleben nicht durch eigene Tollpatschigkeit besonders gefährdet ist.
Ein guter Anfang ist es, vor dem großen Ereignis sich andere Pärchen anzusehen. Immerhin haben es andere bereits – diesmal tatsächlich im Frühling – bereits begonnen und schnäbeln glücklich vor sich hin. Was andere können, kann man natürlich auch und flugs setzt man sich zum anderen an die Stange.
„Wie war dein Tag heute?“
„Gut, hatte schon drei Würmer…“
„Gratuliere! Ich hatte bisher nur eine Schnecke.“
„Fett?“
„Ja!“
Der andere nickt anerkennend. Beide weisen überaus gute und sättigende Jagdkünste auf. Langsames näheres zusammenrücken, etwas Flügel schlagen und dabei die Federn des anderen sachte berühren, dem anderen ein kleines Insekt aus dem Gefieder zupfen, eine Tannennadel entfernen oder einfach das Federkleid zurechtrücken helfen. Dann geht es mitunter spielerisch in die Lüfte, ein Fangenspiel oder ein kleiner vergnügter Tanz lockern das Gemüt auf, führen zu einem lustigen Miteinander.
Dann ist der Zeitpunkt gekommen, im Spiel kommt es zum ersten Schnabelkontakt. Ein spielerisches Berühren, ein Necken, das noch nicht viel bedeuten muss. Doch macht der andere mit, ist es ein gutes Signal fortzufahren und so wird aus den erst spärlichen, beinahe zögerlichen Schnabelberührungen das viel gesehene und auch diskutierte schnäbeln.
Da sitzen sie nun, zufrieden gurrend die zwei Turteltauben, kuscheln sich zusammen oder erfrischen sich gemeinsam im Vogelbad und stecken die Schnäbel nicht nur zum Tratschen zusammen.
Was haben die beiden gemacht, dass es so weit kam?
Sie haben sich nicht dauernd gefragt, was sie als nächstes tun sollen oder jede Bewegung und jeden Flughöhenunterschied berechnet und dreimal überlegt.
Nein, sie haben auf ihre Gefühle gehört, haben die Zeit und den Spaß miteinander genossen und ohne zu viel nachzudenken haben sie das richtige getan.

Ganz ohn' ein Wort
Geht es sofort
Los, mach und küss' sie doch!


Caxirta