Die Rabenpost - 15. Ausgabe

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Im Bann des Mondes

Will M., 28, blaue Augen, braune Haare, eigentlich ein ganz normaler junger Mann. Ein wenig müde vielleicht sein Blick, ein bisschen abgetragen seine Kleidung. Und ganz so normal ist er doch nicht. Denn Will ist ein Werwolf.
"Es ist jetzt sieben Jahre her", berichtet er. "Ich war ein ganz normaler Muggel und mit meiner Freundin campen. Wir saßen nachts an diesem Teich, als ein riesiger Wolf wie aus dem Nichts auf uns zu kam und angriff. Er tötete sie, biss mich und schleppte ihren Körper dann fort." Der junge Mann schluckt, bevor er weitersprechen kann. Bevor er damals realisiert habe, was eigentlich vor sich ging, seien einige Auroren aufgetaucht und haben ihn ohne jegliche Erklärung in eine Zelle im Zaubereiministerium gebracht.
Dass er ein Werwolf sei, habe man ihm erst Stunden später, nach einer äußerst schmerzhaften Verwandlung, mitgeteilt. "Ich erfuhr plötzlich von einer völlig neuen Welt. Zauberer, Hexen, Geister, Drachen und - Werwölfe. Ich hatte das alles nie für möglich gehalten, und plötzlich war ich mittendrin. Erst später erklärten mir einige Werwölfe, wieso ich nie etwas von all dem erfahren hatte."
Diese anderen Werwölfe lernte er in einer Kneipe mit dubiosem Ruf kennen, einem beliebten Treffpunkte für sie, da sie in den meisten von Zauberern geführten Einrichtungen nicht gern gesehen sind und sich den Regeln der nichtmagischen Welt auch nicht unterwerfen wollen.
Auf die Frage hin, was er von der Zauberwelt und Zauberern im Allgemeinen halte, schnaubt er nur. Wir seine ein arrogantes Volk, so der Werwolf, das sich kaum um die Belange der Wesen in seinem Umfeld kümmere. So gelten immer noch viele Vorurteile den Lycantrophen gegenüber, beispielsweise, dass sie bevorzugt auf junge, attraktive Frauen losgehen.
Tatsächlich jedoch leben Werwölfe sehr zurückgezogen und müssen ständig auf der Hut sein, da der lange, weiche Pelz ihrer Tier-Gestalt bei Sammlern heiß begehrt ist und so immer mehr Werwolfjäger in Vollmondnächten unterwegs sind. "Oft spionieren sie einem von uns nur nach, um ihn anschließend in seiner menschlichen Gestalt zu fangen und einzusperren, bis er sich wieder verwandelt. Dann haben sie leichtes Spiel..." Gerüchte unter den Wölfen besagen, dass eine Vielzahl dieser Männer vom Ministerium bezahlt wird.
Beziehungen zu Muggeln wie auch zu Zauberern einzugehen, sei besonders schwer, erzählt Will, da er als Werwolf immer befürchte, seinen Partner selbst in menschlicher Gestalt durch seine unnatürliche Kraft zu verletzen. Und besonders in Vollmondnächten will er dieses Risiko nicht eingehen. Ob er denn den Wolfsbann-Trank nicht verwende, möchte ich überrascht wissen. Sein ungläubiger Blick spricht Bände. "Den gibt es wirklich?" Offensichtlich ist die Existenz dieses 1985 von Professor Severus Snape erfundene Trankes nicht allgemein bekannt und gilt unter den meisten Werwölfen als purer Mythos.
Das regt zum Nachdenken an. Wie können wir es verantworten, dieses Mittel den Werwölfen, die es dringend benötigen, vorzuenthalten. Dass der Wolfsbann-Trank Wirkung zeigt, ist am Beispiel von Remus J. Lupin zweifelsfrei bewiesen worden und selbst, wenn seine Herstellung ein wenig aufwändig ist, so könnte man damit doch die Leben hunderter Werwolfopfer retten sowie vielen weiteren Muggeln und Zauberern dieses schwere Los ersparen.
"Am schlimmsten ist es, wenn ich nach einer Vollmondnacht aufwache und mich satt und zufrieden fühle. Dann weiß ich, der Wolf hat gefressen...", flüstert Will bekümmert. Auch den Werwölfen selbst könnte man also mit dem Trank helfen, indem man ihr Gewissen beruhigt.
Der zuständige Ministeriumsangestellte wollte sich zu diesen Vorwürfen nicht äußern, doch unser unmenschliches Verhalten wirft die Frage auf, ob wir die Werwölfe nicht geradezu in Sie-wissen-schon-wessen Arme treiben.
Khana (Redakteurin)

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